Weniger wäre besser
Kältehilfe ist nicht glücklich über zusätzliche Notübernachtungsplätze

Auch der Kältebus oder die Kälteambulanz gehören zu den Hilfsangeboten im Rahmen der Kältehilfe. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Auch der Kältebus oder die Kälteambulanz gehören zu den Hilfsangeboten im Rahmen der Kältehilfe.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Tabor-Kirchengemeinde ist eine von vielen Einrichtungen, die in den kommenden Monate Schlafplätze für Obdachlose zur Verfügung stellen. Mindestens 40 sind es dort ab 15. Oktober an jedem Dienstag.

Aktuell gibt es schon 680, ab November 1157 Übernachtungsmöglichkeiten im Rahmen der Kältehilfe. Mehr als ein Drittel davon befindet sich in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Zahlen stehen für einen starken Anstieg. Die Vertreter der Liga der Wohlfahrtsverbände, die die Kältehilfe organisieren, sind darüber aber nicht rundum glücklich. Das machten sie anlässlich des Starts der Kälteperiode 2019/20 deutlich, zu dem sie in die Tabor-Kirche eingeladen hatten.

Das Mehr an Notübernachtungen hätte vor allem einen "Alibi-Charakter", meinte Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes. Dabei werde das Problem nur verlagert. Viel wichtiger wären Wohnungen. Deshalb sollten landeseigene Grundstücke schnell bebaut und die Appartements preisgünstig abgegeben werden. Das würde eine weitaus effektivere Hilfe bedeuten. Auch den geplanten Mietendeckel sieht Ulrike Kostka nicht nur positiv. Es werde zu wenig an Anbieter mit einer oder wenigen Wohnungen gedacht. Wenn sich für die eine Vermietung nicht mehr rechne, vergrößere das den Mangel. Leidtragende wären vor allem diejenigen, die es auf dem Wohnungsmarkt ohnehin schwer hätten. Allen voran die Obdachlosen.

Ähnlich sahen das auch Oliver Bürgel, Vorsitzender der Liga und Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO), und Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werks. Letztere plädierte sogar für weniger Notübernachtungsplätze. "500 müssten eigentlich ausreichen". Es gehe eher darum, die bisherige Zahl zu reduzieren. Denn das Ziel sei ja, Menschen wieder in eine feste Bleibe zu bringen, beziehungsweise dafür zu sorgen, dass sie ihre Wohnung erst gar nicht verlieren.

Es werde immer Personen geben, die, aus welchen Gründen auch immer, kaum von einem Leben auf der Straße abzubringen seien. Auch das sei zu akzeptieren, meinte Pfarrer Stefan Matthias von der Tabor-Gemeinde. Manche von ihnen nutzen die Schlafmöglichkeit in seiner Kirche. Jeden Dienstag ab 21.30 Uhr wird geöffnet. Eine halbe Stunde später gibt es ein gemeinsames Abendessen, am nächsten Morgen um 8 Uhr Frühstück. Alles organisiert von etwa 20 Gemeindemitgliedern. Und die nehmen sich, ebenso wie der Pfarrer, auch Zeit für viele Gespräche.

Auch der Kältebus oder die Kälteambulanz gehören zu den Hilfsangeboten im Rahmen der Kältehilfe. | Foto: Thomas Frey
Oliver Bürgel, Barbara Eschen, AWO-Sprecher Markus Galle, Ulrike Kostka und Stefan Matthias (von links) bei der Kältehilfe-Präsentation in der Tabor-Kirche. Die Kälteperiode dauert vom 1. Oktober bis 30. April 2020.  | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 705× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 993× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 964× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.