„Ein Schlag gegen das Ehrenamt“
Sportvereine klagen über Parkraumbewirtschaftung
Die Vertreter des Fußballvereins Berliner Amateure hatten einen erkennbar dicken Hals. Auf ihre Belange nehme hier niemand Rücksicht. Die Folgen hätten sie aber auszubaden.
Was die Herren so erzürnte? Die seit Mitte Oktober geltende Parkraumbewirtschaftung im Bergmannkiez. Sie betrifft auch die Züllichauer Straße, wo einer der beiden Sportplätze liegt, den die Berliner Amateure bespielen.
Trainer und Betreuer, die mit dem Auto zu den Übungseinheiten anreisen, seien jetzt gezwungen, ein Parkticket zu ziehen. Das gehe natürlich ins Geld. Nachvollziehbar, dass die Ehrenamtlichen darauf keine Lust haben. Im schlimmsten Fall würden sie den Dienst quittieren. Da werde immer davon geredet, wie wichtig freiwilliges Engagement sei, gerade auch in Sportvereinen mit ihrer auch integrativen Arbeit. Die Realität sehe aber ganz anders aus.
Ihren Frust lud die Berliner-Amateure-Abordnung am 18. Oktober im Schul- und Sportausschuss ab. Und das, wie sie mehrfach betonte, nicht allein in eigener Sache. Auch andere Vereine im Bezirk wären davon betroffen beziehungsweise würden bei geplantem Ausweiten der Parkraumbewirtschaftung damit konfrontiert. Was auch Roswitha Ehrke, Vorstandsmitglied des Bezirkssportbunds Friedrichshain-Kreuzberg, ähnlich sah.
Bei den Berliner Amateuren kommt noch hinzu, dass viele Übungsleiter ihr Auto nicht allein für die An- und Abreise benötigen, sondern ebenfalls zum Transportieren oder Aufbewahren von Ausrüstung und Geräten, weil es an entsprechenden Räumlichkeiten fehlt.
Dass die Parkraumzonen Probleme für den organisierten Sport bedeuten, gestand auch Sportstadtrat Andy Hehmke (SPD) zu. Gleichzeitig gebe es aber bisher wenig Bewegung, es zu lösen oder zumindest zu minimieren. Denn das Ziel der Parkraumbewirtschaftung sei ja gerade, möglichst wenig Ausnahmen zu gestatten. Ansonsten würde sie ihren Zweck nicht erfüllen.
Was Jutta Schmidt-Stanojevic so nicht stehen lassen wollte. Die Grüne-Bezirksverordnete warf sich für das Auto fahrende Übungspersonal in die Bresche. Für Handwerksbetriebe oder Sozialdienste würden ebenfalls besondere Regelungen in den Parkraumzonen existieren. Warum also nicht ebenso für den Sport? Vom Stadtrat verlangte sie deshalb ein größeres Engagement. Was ihr wiederum den Vorwurf des Populismus eintrug. Er habe nur den aktuellen Stand referiert, verteidigte sich Andy Hehmke. Und sicher nichts dagegen, wenn sich daran etwas ändere.
Das Ergebnis dieser und weiterer Scharmützel war immerhin ein von den Grünen eingebrachter Antrag, der Parkentlastungen für die Ehrenamtlichen in den Vereinen fordert. Unter anderem soll geprüft werden, ob mehrfache oder objektbezogene Vignetten möglich wären. Auch die Idee einer finanziellen Unterstützung wurde ins Spiel gebracht. Bezahlt am besten aus den Gewinnen durch die Parkraumbewirtschaftung.
Welche Chancen solche und weitere Vorschläge haben, liegt aber nicht allein in der Hand des Bezirks. Auch die Größenordnung der Betroffenen könnte eine weitere Hürde bedeuten. Allein bei den Berliner Amateuren sind nach deren Angaben zwischen 70 und 80 Personen jetzt mit dem regelmäßigen Ziehen eines Parktickets konfrontiert.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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