Initiative fürchtet Baumsterben
Friedrichshain-Kreuzberg fehlen Mittel für Pflege und Bewässerung

Wer derzeit durch seinen Kiez geht, wird feststellen: Vielen Straßenbäumen geht es schlecht. Sie sehen krank aus, haben schon Laub abgeworfen. Einige Jungbäume sind völlig entlaubt. Sterben die Straßenbäume?

Dass dies so ist, meint die Initiative Reichenberger Kiez für alle. In einem Brief an Bezirksverordnetenversammlung, Bürgermeisterin Clara Herrmann und Umweltstadträtin Annika Gerold (beide Grüne) sowie das Baummanagement im Bezirk heißt es: „… mitten im heißen Sommer (sterben) die Bäume in unserer Umgebung ab… Wir sehen dringenden Handlungsbedarf, damit sie gerettet werden. Es sind genau die Bäume, die die Stadt braucht, um sich gegen die Folgen der Erderhitzung zu wappnen.“

Einer der Briefeschreiber ist Markus Sailer aus der Ohlauer Straße. Der Berliner Woche berichtet der Online-Redakteur einer NGO: „Wir haben schon viel versucht, um den Bäumen zu helfen: Wir schleppen Gießkannen heran, wässern mit Schläuchen, wo das möglich ist, haben uns um Standrohre bemüht.“ Nun fordert er Hilfe vom Bezirk. Zwar habe der „finanziell und personell nur begrenzte Ressourcen“, dennoch müsse geholfen werden, etwa mit Standrohren, und nennt zum Vergleich ein aus Kostengründen kaputtgespartes Haus.

Zeitgleich mit dem Brief hat Stadträtin Gerold in einer Mitteilung auf den schlechten Zustand „zahlreiche(r) Bäume im Kiez“ hingewiesen und als Ursache starken Befall durch Ungeziefer wie Lindenzierläuse und Spinnmilben, aber auch Bodentrockenheit genannt. Zum Initiative-Schreiben erklärte ihre Referentin Dr. Kathrin Kohle: „Der Bezirk konzentriert aktuell die Gießaktivitäten bei fortgesetzt nicht auskömmlicher Haushaltslage auf die 1500 Jungbäume bis zum Standalter zehn Jahre. Der Rest des Baum-Budgets von 2,4 Millionen Euro im Jahr fließt in die verkehrssichernde Pflege des Bestandes von 40 400 Stadtbäumen. Darüber hinaus verfügt das Straßen- und Grünflächenamt über keine Haushaltsmittel.“ Umfangreichere Maßnahmen benötigten aber jährlich 6,35 Millionen, der Aufbau einer klimarobusten Infrastruktur sogar 15,1 Millionen Euro pro Jahr. Kohle weiter: „Zur Sicherung, Neupflanzung und dauerhaften Sicherung des Baumbestandes hat das SGA (Straßen- und Grünflächenamt; Anm. d. Red.) bereits Anfang 2022 auf die Ursachen des schlechten Zustandes des bezirklichen Baumbestandes hingewiesen, die weitaus komplexer sind, als mangelnde Gießaktivitäten und ganz wesentlich in dem zu knappen Wurzelraum begründet sind.“ Ursachen seien eine autogerechte Stadt und Geldmangel.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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