Was im Nahverkehr so alles zurückbleibt
BVG und S-Bahn eröffnen gemeinsames Fundbüro

Sigrid Nikutta und Peter Buchner bei der Eröffnung des Fundbüros. | Foto: Thomas Frey
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Der Rollstuhl wird anscheinend bisher nicht vermisst. Ebenso wenig wie mehrere Kinderwagen. Dabei müsste ihr Fehlen den Besitzern doch auffallen. Sie gehören zu tausenden von Gegenständen, die im öffentlichen Nahverkehr verloren gegangen sind und jetzt an einem zentralen Ort wieder gefunden werden können.

In der Rudolfstraße 1–8, unweit der Station Warschauer Straße, haben die BVG und die S-Bahn am 3. September ihr gemeinsames Fundbüro offiziell eröffnet. Gut zu erreichen für jeden, der etwas vermisst, und alle, die in Bussen oder Bahnen etwas Zurückgelassenes entdeckt haben. Auch bei letzteren handelt es sich um eine große Zahl. "Unsere Fahrgäste sind ehrlich", lobte BVG-Chefin Sigrid Nikutta. Selbst prall gefüllte Geldbörsen würden häufig abgegeben.

Zwischen 60 000 und 70 000 Artikel landen pro Jahr aus dem Bereich der Berliner Verkehrsbetriebe im Fundbüro. Dieses befand sich bisher an der Potsdamer-/Ecke Pallasstraße in Schöneberg. Klassiker wie Regenschirme befinden sich ebenso darunter wie Schlüssel oder Rucksäcke. Aber auch Plüschtiere, Fahrräder und selbst eine Prothese wurden schon gefunden. Oder eine Kabeltrommel, das "Lieblingsstück" von Teamleiter Fabian Rickauer. 750 Meter Leitung seien hier aufgerollt, "wir haben das ausgemessen". Auch hier: Verwunderung darüber, dass dem Verlust nicht nachgegangen wurde.

20 Überbleibsel pro Tag in der S-Bahn

Bei der S-Bahn gebe es pro Tag etwa 20 zurückgelassene Gegenstände, sagt ihr Chef Peter Buchner. Abzugeben oder abzuholen waren sie bisher am Bahnhof Lichtenberg. Die neue gemeinsame Adresse biete jetzt einen besseren Service. Das sei schon deshalb der Fall, weil manche Betroffene oft nicht mehr konkret nachvollziehen können, in welchem Verkehrsmittel sie ihre Habe verloren haben.

Mache jemand eine Vermisstenmeldung, seien natürlich möglichst genaue Orts- und Zeitangaben wichtig, sagt Fabian Rickauer. Denn unter anderem nach Datum ist die gefundene Ware hier abgelegt. Bei massenweisen Fundsachen wie Schirmen oder Portemonnaies braucht es außerdem weitere Angaben, etwa Farbe oder Inhalt. Rickauers Team besteht aus insgesamt sieben Kolleginnen und Kollegen, bei der S-Bahn sind es weitere vier.

Abgeholt, versteigert oder vernichtet

Was im Fundbüro abgegeben wird, bleibt bei der BVG normalerweise etwa sechs Wochen liegen. Danach wird vieles versteigert, manches auch vernichtet. Bei der S-Bahn beträgt die Verweildauer je nach Wert zwischen zehn Tagen und zehn Wochen.

Warum selbst mache hochwertigen Dinge wie Kinderwagen oder Rollstühle während dieser Zeit nicht abgeholt werden, ist natürlich Spekulation. Vielleicht sollten sie bewusst entsorgt werden, vielleicht hat sie jemand abgestellt, der gar nicht der Besitzer war. Oder vielleicht wussten die rechtmäßigen Eigentümer bisher einfach nicht, wo sie ihren Verlust wiederfinden.

Geöffnet ist das Fundbüro Montag, Dienstag und Freitag von 9 bis 18 und Donnerstag von 9 bis 20 Uhr. Telefonisch kann eine Auskunft eingeholt werden, ob sich ein Besuch lohnt; bei der BVG unter ¿194 49, bei der S-Bahn unter ¿29 74 33 33. Hinweise werden dort aber nur bei seltener abgegebenen Artikeln und nicht bei Massenware erteilt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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