Nicht nur als Provisorium angelegt
Die meisten temporären Radwege sollen bleiben

Angelegt um zu bleiben: der neue Radweg am Kottbusser Damm. | Foto: Thomas Frey
  • Angelegt um zu bleiben: der neue Radweg am Kottbusser Damm.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Verwaltung kann auch ganz schnell. Wenn sie will und wenn es die Umstände erlauben. Gut zu beobachten ist das gerade beim Anlegen der sogenannten Pop-up-Radwege im Bezirk.

Nahezu im Wochentakt werden manchmal gleich mehrere solcher Streifen eröffnet. Aktuell sind es sieben. Nummer acht an der Möckernstraße war ebenfalls bereits angekündigt worden, verzögert sich aber um einige Tage. Außerdem sollen Anfang Mai ein Teil der Frankfurter Allee sowie die Holzmarktstraße folgen. In den meisten Fällen gibt es die Spuren in beide Richtungen.

Wie mehrfach berichtet, handelt es sich bei den neuen Zweiradverbindungen um ein temporäres Projekt in Zeiten der Corona-Krise. Federführend ist die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Auch in anderen Bezirken läuft der Radwegebau mittlerweile an. Aber nirgendwo mit so einem Tempo wie in Friedrichshain-Kreuzberg. Und noch etwas ist hier inzwischen deutlich geworden. Die zusätzlichen Streifen sind zwar zunächst als Provisorium angelegt, sie sollen aber in den meisten Fällen dauerhaft bleiben.

Stellplätze für Autos fallen weg

Felix Weisbrich, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes, macht daraus auch kein allzu großes Geheimnis. Nahezu überall, wo jetzt Radwege angelegt werden, wären sie ohnehin geplant, teilweise sogar beschlossen gewesen. Etwa an der Kottbusser Straße und dem Kottbusser Damm. Dort sollten die Arbeiten eigentlich im Sommer beginnen. Jetzt gibt es zwischen Kottbusser Tor und Hermannplatz bereits seit 22. April eine durchgehende Verbindung für Pedaltreter. Provisorisch auch hier zunächst mit Baken und gelben Streifen markiert, aber eingerichtet, um zu bleiben.

Wo jetzt die Radspuren verlaufen, parkten bisher Autos. Die Stellplätze sind ersatzlos gestrichen. Den Fahrzeughaltern wurde angeboten, sich zu vergünstigten Konditionen einen Platz im Parkhaus am Hermannplatz zu sichern.

Die Begründung für das Radwegeprojekt lautete eigentlich so: In Zeiten von Corona gehöre das Fortbewegen per Fahrrad zu den am wenigsten gefährlichen Möglichkeiten der Mobilität. Voraussetzung sei das Einhalten des Abstandsgebots. Um das einzuhalten, müssten zusätzliche Streifen angelegt oder verbreitert werden. Das sei derzeit an vielen Stellen schon deshalb kein Problem, weil weniger Autos unterwegs wären.

Auch der Bezirk argumentierte zu Beginn in dieser Richtung. Sehr schnell wurde aber gleichzeitig herausgestrichen, dass die temporären Einbauten eine sowieso vorgesehene feste Installation nur vorwegnehmen. Oder anders formuliert: Friedrichshain-Kreuzberg erkannte darin die Chance, sein ohnehin vorgesehenes Radwegeprogramm zu forcieren. Oft langwierige Planungsprozesse, auch Bürgerbeteiligungsverfahren fallen erst einmal weg. Selbst wenn sie später nachgeholt werden, bestehen jetzt andere Fakten.

"Selbstherrliche Alleingänge"

An diesem Vorgehen gibt es auch manche Kritik, von der CDU über Wirtschaftsverbände bis zum ADAC. Der in manchen Variationen vorgebrachte Vorwurf: Das Land Berlin und speziell der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nutzten die Corona-Krise, um Partikularinteressen durchzusetzen. Von "selbstherrlichen Alleingängen" spricht zum Beispiel die Union.

Demgegenüber stehen große Zustimmung und teilweise wahre Lobeshymnen, die Radfahrer und ihre Interessenverbände nicht nur im Netz anstimmen. "Wo ein Wille, da ein Fahrradweg", jubelte beispielsweise der ADFC bereits nach dem Einrichten der ersten Spuren.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.678× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.021× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.644× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.552× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.