Zwischennutzung statt Baustart
Bevor auf Tankstellengelände Wohnungen gebaut werden, fahren Foodtrucks vor

Das Tankstellengelände ist – im Vergleich zu den vergangenen Jahren – recht aufgeräumt. | Foto:  Schilp
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Ende September lud das Bezirksamt zum stadtplanerischen Spaziergang ein. Und es gab Neuigkeiten: Auf der verwaisten Tankstelle an der nördlichen Sonnenallee tut sich etwas – ebenso im ehemaligen C&A-Gebäude in der Karl-Marx-Straße 92.

Vielen ist es bestimmt aufgefallen: Der Müll auf der ehemaligen Tanke an der Ecke Hobrechtstraße, die seit mehr als sechs Jahren vor sich hin gammelt, ist verschwunden. Nach zähen Verhandlungen mit dem Grundstückeigentümer hat das Bezirksamt im Juli eine Baugenehmigung erteilt – für ein Gebäude mit 67 Einzimmer-, neun Zweizimmer- und elf Dreizimmerwohnungen. Das Eckhaus wird sechs Etagen plus ein Staffelgeschoss haben. Außerdem sind ebenerdig drei Gewerbeeinheiten geplant.

Der Müll ist weg, und ab und zu werden auch Menschen auf dem Areal gesichtet. | Foto: Schilp
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Ursprünglich hatte der Investor vor, ausschließlich „Mikroapartments“ zu bauen. Dem widersprach das Bezirksamt. Die eingeschaltete Senatsverwaltung stellte sich im Prinzip auf die Seite des zukünftigen Bauherren, lehnte allerdings die Miniwohnungen zur Hofseite hin ab – wegen des zu geringen Lichteinfalls. So gab es doch noch Verhandlungsspielraum für den Bezirk.

„Das Neuköllner Modell konnten wir aber nicht anwenden, weil es zur Zeit des Grundstückskaufs noch nicht galt“, so Rolf Groth, Leiter des Stadtplanungsamts. Das Modell schreibt seit 2020 vor, dass mindestens ein Drittel von neu errichteten Wohnungen preisgebunden sein muss. Auf dem Tankstellengelände wird es nur eine einzige sein. Ob der Investor den Rest des Wohnraums vermietet oder als Eigentum verkauft, kann das Bezirksamt nicht beeinflussen. Allerdings gibt es einen anderen kleinen Erfolg: Eine der Gewerbeeinheiten muss „kiezgebunden“ genutzt werden, zum Beispiel von einem sozialen Träger.

Die Kräne werden sich trotzdem nicht gleich drehen. Der Eigentümer legt nämlich nicht sofort los, sondern plant eine Zwischennutzung. „Er will Foodtrucks. Und weil das Grundstück zum städtischen Kerngebiet gehört, darf dort auch richtig viel los sein“, sagt Groth. Ewig wird das aber nicht so gehen. Maximal fünf Jahre dürfe das Wohnungsvorhaben aufgeschoben werden, danach erlösche die Baugenehmigung, so Neuköllns Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne).

Holen Events ins alte Kaufhaus: Fabian Braunbeck von der Agentur Bechstein Network und Lea Melpignano vom Veranstalter Fever. | Foto: Schilp
  • Holen Events ins alte Kaufhaus: Fabian Braunbeck von der Agentur Bechstein Network und Lea Melpignano vom Veranstalter Fever.
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Auch das ehemalige C&A-Gebäude an der Ecke Karl-Marx- und Anzengruberstraße wird zwischengenutzt, und zwar von der Eventagentur Bechstein Network. Sie hat sich für das Projekt den Namen „Cank“ ausgedacht, ein Kürzel für C&A und Neukölln. Manager Fabian Braunbeck rechnet damit, dass er dort bis zum Jahr 2028 Veranstaltungen organisieren und Flächen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss vermieten kann.

Der erste Nutzer für die erste Etage ist gefunden: Der Veranstalter Fever eröffnet am 8. Oktober „The Art oft the Brick“, eine Lego-Ausstellung, die ein halbes Jahr lang zu sehen sein wird. Im Erdgeschoss sei Platz für Workshops, Konferenzen und andere Events, so Braunbeck. 2025 soll ein festes Programm entwickelt werden, mit öffentlichen Veranstaltungen wie Lesungen. Auch ein Cafébereich sei angedacht, genauso wie Möglichkeiten für Vereine, sich zu präsentieren. Natürlich müsse sich das Ganze immer rechnen.

Im Jahr 2012 zog C&A aus, von 2015 bis 2018 als Flüchtlingsunterkunft genutzt: Das ehemalige Kaufhaus an der Ecke Karl-Marx- und Anzengruberstraße. | Foto: Schilp
  • Im Jahr 2012 zog C&A aus, von 2015 bis 2018 als Flüchtlingsunterkunft genutzt: Das ehemalige Kaufhaus an der Ecke Karl-Marx- und Anzengruberstraße.
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Was langfristig mit dem Gebäude geschieht, steht nicht fest. Mit dem Eigentümer verhandelt der Bezirk seit Langem über die „Schlüsselimmobilie“ im Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee. „Wir wollen, dass mindestens Keller, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss für die Öffentlichkeit zugänglich sind“, erklärt Stadtplaner Groth. Wünschenswert seien nicht nur Geschäfte, sondern auch kulturelle und soziale Angebote. Der Investor verweise jedoch auf die wirtschaftliche Lage und wolle abwarten.

Das zweite Problem liege auf dem Gebiet Architektur und Städtebau. Wie kann der Riesenbaukörper, in den sehr wenig Licht fällt, ansprechend gestaltet werden? Abriss war im Gespräch, Teilabriss auch und ein hoher Turm, der mit dem Rathaus konkurriert hätte. Bislang gibt es keine Einigung. „Und jetzt ist erstmal Pause“, so Rolf Groth.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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