Alter Schulgarten wird wohl bebaut
Bruno Tauts Musterpavillon soll Kulturort werden
Noch ist nichts endgültig entschieden, es gibt aber bereits Pläne für eine neue Nutzung des verwilderten Schulgartens am Dammweg 214. Der Bezirk möchte dort Schul- und Sportgebäude errichten. Aktuell ist für das Areal eine Machbarkeitsstudie in Arbeit. Das Ergebnis soll dann auch darüber entscheiden, ob die alten, seltenen Obstbäume auf dem Gelände abgeholzt werden, oder nicht.
Darüber informierte Schulstadträtin Karin Korte (SPD) kürzlich den Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur. Bezirksverordnete Elfriede Manteuffel von der CDU hatte das Thema „Restschulgarten der Carl-Legien-Schule“ auf die Tagesordnung gebracht. Sie möchte mit ihren Mitstreitern den einmaligen Ort für die schulische Natur- und Umweltbildung erhalten. Im Garten sollen einige Bäume stehen, die seltene Obstsorten tragen. „Man müsste sich erst einmal genau anschauen, was dort in dem Garten überhaupt alles vorhanden ist“, erklärte Manteuffel, bevor man Tatsache schaffe.
Die Carl-Legien-Oberschule nutzte das Gelände früher als praktischen Lernort für ihre Gartenbauschüler. Aus dieser Zeit steht dort auch noch ein großes Gewächshaus. Vor rund zwei Jahren ging der Schulgarten dann in die Obhut des Senats über, weil die Oberschule den Bildungszweig Gartenbau aufgab. Seitdem wird das Gelände von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verwaltet und ist mehr oder weniger sich selbst überlassen.
Kleinod Musterpavillon
Manteuffel habe sich, sagt sie, sofort in den kleinen Urwald verliebt. Auf dem Gelände befindet sich darüberhinaus ein wirkliches Kleinod: ein Musterpavillon des berühmten Bauhaus-Architekten Bruno Taut von 1928/1929. Er ist ein bedeutendes Denkmal für den wegweisenden Schulbau der 20er-Jahre und steht unter Denkmalschutz. Wenn es nach der Bezirksverordneten Manteuffel ginge, würde auch der angrenzende Garten nun entsprechend geschützt:„Ich möchte auch daran erinnern, dass die BVV bereits einen Beschluss gefasst hat, den Schulgarten zu erhalten.“
Das Baudenkmal des Architekten Bruno Taut war erst in den Jahren 2000/2001 aufwändig saniert worden. Der Verfall konnte gerade noch abgewendet werden, durch eine Gemeinschaftsaktion der Carl-Legien-Oberschule, des Aufbaustudienganges Denkmalpflege sowie des Fachgebiets Historische Bauforschung der TU Berlin, der Fachgemeinschaft Bau, des Bildungsvereins Bautechnik und der Knobelsdorff-Oberschule. Realisiert hat die Instandsetzung das Berliner Architekturbüro BASD. Heute ist das kleine Schmuckstück verwaist, aber laut Karin Korte immer noch in gutem Zustand.
Der Musterpavillon werde – ohne Frage – erhalten, erklärte die Schulstadträtin im Ausschuss, schon alleine wegen des Denkmalschutzes. „Ich würde ihn gerne für kulturelle Zwecke zur Verfügung stellen, sodass dort der Fachbereich Kultur und Bibliotheken ein Angebot für Kinder und Jugendliche aus dem Kiez realisiert.“ Entsprechende Nutzungskonzepte gebe es bereits, so Korte: „Und das wäre dann auch ganz im Sinne des Architekten Bruno Tauts und des Reformpädagogen Fritz Karsens, dass man dieses Gelände zukünftig für schulische Zwecke und Erziehung nutzt.“
Für eine völlig neue Schulform
Bruno Taut hatte im Jahre 1928 eine Gesamtschule, ein damals neues Schulkonzept, für 2500 Schüler in Neukölln entworfen. Geholfen hat ihm dabei der Reformpädagoge Fritz Karsen. Leider scheiterte das ehrgeizige Schulprojekte schon im Jahr drauf an der Weltwirtschaftskrise, aber auch an politischen Widerständen. Der Musterpavillon war laut Architekt Kaspar Storch 1936 umgebaut worden und fristete zeitweise sein Dasein sogar als Geräteschuppen für den Schulgarten. 1986 sei es zur baupolizeilichen Schließung gekommen, so Storch.
Im Oktober 1998 wies das Landesschulamt den neu gegründeten Aufbaustudiengang Denkmalpflege der TU Berlin auf den Pavillon hin. So konnte das Gebäude anschließend in einer Gemeinschaftsaktion vor dem Verfall gerettet werden. Mit dabei waren die Carl-Legien-Oberschule, der Aufbaustudiengang Denkmalpflege sowie das Fachgebiet Historische Bauforschung der TU Berlin, die Fachgemeinschaft Bau, der Bildungsverein Bautechnik und die Knobelsdorff-Oberschule.
Der Entwurf für die Schule am Dammweg sah ursprünglich 65 typisierte Fachklassenräume vor. Jeder Klassenraum sollte durch eine große Schiebetür mit dem Außenraum verbunden sein, damit der Unterricht auch in dem überdachten Freiraumbereich stattfinden kann – direkt im Grünen.
Stadträtin Karin Korte erklärte, dass das Gelände am Dammweg 214 sich gerade im sogenannten Clusterungsverfahren befinde: „Und es wird höchstwahrscheinlich auf den Bezirk übertragen werden, und zwar an die Abteilung Schule und Sport.“ Bislang befinde es sich noch bei der BIM, so Korte, aber sie sei optimistisch, dass die Übertragung funktioniere.
Autor:Corina Niebuhr aus Kreuzberg |
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