Stadtentwicklung
Bürgermeister begrüßt Karstadt-Neubau – Händler fürchten Verdrängung

Karstadt, wie es sich heute präsentiert. An die glanzvolle Vergangenheit erinnert der alter Gebäudeteil, der links zu sehen ist. | Foto: Schilp
3Bilder
  • Karstadt, wie es sich heute präsentiert. An die glanzvolle Vergangenheit erinnert der alter Gebäudeteil, der links zu sehen ist.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Karstadt am Hermannplatz soll abgerissen und nach historischem Vorbild wiederaufgebaut werden. Das kündigte der Eigentümer, die Signa Holding, Anfang des Jahres an. Bürgermeister Martin Hikel (SPD) hat das Projekt als „Chance für den Bezirk“ bezeichnet. Bei der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde er um nähere Auskünfte gebeten.

Um es vorwegzunehmen: Das Kaufhaus liegt auf Friedrichshain-Kreuzberger Grund und Boden, dort liegt auch das Planungsrecht. Neukölln werde jedoch eng in die Gespräche einbezogen, so Hikel.

Signa hat den Star-Architekten David Chipperfield für das Vorhaben gewonnen. Er will das Gebäude von 1929 wiederauferstehen lassen – höher als heute, größer, mit seiner alten Art-Déco-Fassade und den zwei Lichttürmen. Auch die große Dachterrasse, die einst viele Menschen anzog, ist Bestandteil der Planungen.

Nicht jeder zeigt sich davon begeistert. Die Neuköllner Linken sprechen von einem „monumentalen Konsumtempel“, Anwohner und benachbarte Geschäftsleute befürchten eine Aufwertung des Hermannplatzes, mit der Verdrängung und unerwünschte Konkurrenz einhergehe. So wie Niloufar Kim Tajeri, die bei der BVV-Einwohnerstunde nach den möglichen Auswirkungen für die Gewerbetreibenden fragte.

Bürgermeister Hikel sagte: „Mein Eindruck ist, dass der Eigentümer ernsthaftes Interesse an einem Dialog mit allen Betroffenen hat und für gute Ideen offen ist.“ Ein Beteiligungsprozess solle in den nächsten Wochen starten. Der Neubau im alten Gewand werde mehr Besucher anziehen, wovon auch die Alteingesessenen am Hermannplatz, an der Sonnenallee und am Kottbusser Damm profitierten.

Keine Mall

Wie das Gebäude tatsächlich genutzt werden solle, sei noch nicht klar. Trotzdem nannte Hikel einige Eckpunkte: Karstadt bleibe, und Signa habe versichert, das keine Mall – also eine Ansammlung von Einzelläden – geplant ist. „Eine Mall am Hermannplatz wäre das Letzte, was benötigt wird“, so der Bürgermeister. Ebenfalls vom Tisch sei, den Textil-Discounter Primark als zweiten Hauptmieter ins Haus zu holen.

Laut Hikel habe der Eigentümer folgende Vorstellungen: soziale Einrichtungen wie ein Ärztehaus, Platz für Initiativen aus dem Kiez, Konzert- und Proberäume, ein Hotel. Die Dienstleistungen, die es im Karstadt-Gebäude gibt, sollten erhalten bleiben – Schneiderei, Wäscherei, Schlüsseldienst und mehr. Möglich sei es auch, Selbstständigen, die nicht mehr genug Platz in ihren Läden hätten, Flächen anzubieten. Der Bürgermeister betonte außerdem, für ihn sei es wichtig, dass die Karstadt-Angestellten ihren Job behielten – auch während der Bauzeit.

Signa geht davon aus, mit den Arbeiten, für die fünf Jahre veranschlagt werden, 2021/22 beginnen zu können. Ein ehrgeiziges Ziel, denn zuerst muss ein Bebauungsplan samt Öffentlichkeitsbeteiligung her. Das dauert in der Regel mindestens zwei Jahre.

In 16 Monaten errichtet

Zur Geschichte des Karstadt-Gebäudes: Architekt Philipp Schäfer entwarf es nach amerikanischem Vorbild. Es war zu seiner Zeit das größte kontinentaleuropäische Warenhaus mit einer Nutzfläche von rund 70000 Quadratmetern, sieben Geschossen, die von zwei Türmen überragt wurden. Die Bauzeit betrug nur 16 Monate.

Am 25. April 1945 sprengte die Waffen-SS das Gebäude, weil sie die dort gelagerten Lebensmittelvorräte nicht der Roten Armee überlassen wollte. Dabei kamen viele Menschen, die Essbares sichern wollten, ums Leben. In den 50er-Jahren wurde der heutige Bau errichtet. An der Hasenheide steht noch ein Teil des ursprünglichen Gebäudes mit seiner Travertin-Fassade.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 644× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.320× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 974× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.419× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.316× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.