Ein viel zu kurzes Leben
Der Architekt Reinhold Kiehl: wichtig für Rixdorf, wichtig für die Stadt

Der Eingang zum Alten St.-Jakobi-Friedhof stammt von Reinhold Kiehl. Und hier liegt er auch begraben. | Foto: Schilp
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  • Der Eingang zum Alten St.-Jakobi-Friedhof stammt von Reinhold Kiehl. Und hier liegt er auch begraben.
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Ohne Reinhold Kiehl wäre Neukölln ein anderes: Der Architekt (1874–1913) hat in seinem kurzem Leben viel geleistet. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Rathaus. Aber er war sich auch nicht für das Toilettenhäuschen an der Ecke Sonnenallee und Elbestraße zu schade.

Eine Auswahl: Kiehl entwarf über ein Dutzend Schulen, acht Turnhallen, den Ringbahnhof Sonnenallee, das städtische Krankenhaus in Buckow, das Neuköllner Stadtbad, das Elektrizitätswerk am Weigandufer, die Passage in der heutigen Karl-Marx-Straße. Außerdem schuf er einen Grundentwurf für die Brücken, die den heutigen Neuköllner Schifffahrtskanal überspannen.

Im Mai 1904 wurde Reinhold Kiehl zum Stadtbauinspektor in Rixdorf ernannt, wenig später zum Stadtbaurat und Leiter des neuen Hochbauamtes gewählt. Sein guter Ruf zog bald junge Architekten an: Spätere Berühmtheiten wie Max und Bruno Taut oder Ludwig Mies van der Rohe arbeiteten bei ihm. Kiehl wurde mehrfach öffentlich ausgezeichnet: So verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. 1911 die goldene Kunstmedaille für seine Entwürfe zur Bebauung des Böhmischen Dorfes.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern bot er auch Beratungen an, um die übertriebenen Fassadengestaltungen privater Bauherren einzudämmen. Andererseits sorgte er mit Auflagen dafür, dass nicht noch mehr „Mietskasernen“ errichtet werden konnten, in denen damals Menschen in quälender Enge leben mussten. Im September 1912 verließ Kiehl Neukölln und widmete sich noch größeren Aufgaben.

Als hauptverantwortlicher Stadtplaner beschäftigte er sich nun mit der Bildung von Groß-Berlin, das 1920 Wirklichkeit werden sollte. Es galt, die acht Stadt- und 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke zu 20 neuen Berliner Bezirken zusammenzuschließen. Doch die Vorstellungen Kiehls stießen in einigen Kommunen auf heftigen Widerstand, auch fehlte es ihm an gut ausgebildeten Helfern.

Er fühlte sich unverstanden, litt unter Depressionen und war überlastet. Im Jahr 1913 starb er an einem Herzinfarkt, knapp 39 Jahre alt. Der Tod überraschte ihn an seinem Schreibtisch, mitten in der Arbeit. Bestattet wurde er in einem Ehrengrab auf dem Alten St.-Jacobi-Friedhof an der heutigen Karl-Marx-Straße 4. Nur wenige Schritte von der Kapelle entfernt, deren Bau damals gerade abgeschlossen wurde. Der Entwurf stammte von ihm.

Seit dem 5. April 1934 erinnert das Kiehlufer an den Architekten. Zuvor trug die Straße den Namen „Köllnisches Ufer“. Die Grabtafel erinnert an den Stadtbaurat, der das Rixdorf und Neukölln entscheidend mitprägte. Das Toilettenhäuschen an der Sonnenallee Ecke Elbestraße wurde von Reinhold Kiehl entworfen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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