Eröffnungen im nächsten Frühjahr geplant
Etliche Büros im "Kalle" sind bezogen, im Rest des Komplexes laufen noch die Bauarbeiten

Das weiße "Kalle" liegt zwischen der denkmalgeschützten alten Sparkasse (rechts) und der Alten Post. Die Fassade hat Architekt Max Dudler gestaltet. | Foto:  Schilp
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Ursprünglich sollte das „Kalle Neukölln“ am Alfred-Scholz-Platz schon so gut wie fertig sein. Doch der Umbau des ehemaligen Kaufhauses zieht sich hin. Grund sind Engpässe bei der Materiallieferung. Hans Stier vom Immobilienentwickler MREI geht davon aus, dass in rund vier Monaten Eröffnungen gefeiert werden können.

Ungenutzt ist der riesige Komplex zwischen Karl-Marx- und Donaustraße aber inzwischen nicht mehr. Im hinteren Teil, der einst ein düsteres Parkhaus war, gibt es nun helle, verglaste Büroflächen. Dort arbeiten bereits um die 1000 Menschen. Unter anderem hat dort die Code University ihren Sitz, eine Fachhochschule für digitale Produktentwicklung. Ins Erdgeschoss ist schon vor Monaten der Schallplattenladen Rough Trade eingezogen, und Ende September hat ein Edeka-Markt im Untergeschoss eröffnet.

Mit dem Startschuss für den „Food Market“ im Erdgeschoss, der bis tief in die Nacht geöffnet sein soll, rechnet Stier Ende Februar. Geplant ist, dass zehn Gastronomen Street Food anbieten, dazu gibt es zwei Pop-up-Stände und zwei Bars. „Die Herausforderung ist, die richtigen Gastronomen mit herausragenden Konzepten zu finden, wir stehen noch in Verhandlung“, so Stier. Immerhin seien die Berliner Spitzenköche nicht so hochnäsig wie anderswo und offen für das Projekt. Mit sehr hohen Preisen müssten die Kunden trotz guter Qualität nicht rechnen. Ein Burger mit Pommes beispielsweise soll laut Stier nicht mehr als zehn Euro kosten.

Auf dem Gebäude werden sich mehrere gastronomische Betriebe ansiedeln. Insgesamt dürfen 1500 Menschen gleichzeitig auf dem Dach sein.  | Foto: MREI
  • Auf dem Gebäude werden sich mehrere gastronomische Betriebe ansiedeln. Insgesamt dürfen 1500 Menschen gleichzeitig auf dem Dach sein.
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An den Food Market schließt sich ein Wintergarten an, der für Veranstaltungen genutzt werden kann, aber zu vielen Zeiten auch für alle öffentlich zugänglich sein soll. Dahinter, durch Schallschutztüren abgetrennt, liegt die zukünftige „Kalle Halle“. Sie bietet Platz für rund 600 Personen und ist für laute Events gedacht, zum Beispiel für Jam Sessions und Record-Release-Partys von Rough Trade. Los gehen soll es im März.

Ein besonderer Anziehungspunkt wird der große Dachgarten sein. Dort stehen bereits einige Glaspavillons, gedacht für Workshops von Konferenzteilnehmern, aber auch für Künstlerateliers oder Yogakurse. Der hintere Teil der Terrasse – zur Donaustraße hin – ist vor allem für Veranstaltungen gedacht. Bis um zwei Uhr nachts dürfen beispielsweise Konzerte stattfinden, Schallschutzwände schirmen die Nachbarn vom Lärm ab. Von dort aus seien auch fantastische Sonnenaufgänge zu sehen, das habe er selbst erlebt, als er vor Monaten dort zeltete, schwärmt Stier.

Hans Stier zeigt, wie es in einigen Monaten auf dem Dach des Kalle aussehen soll. | Foto: Schilp
  • Hans Stier zeigt, wie es in einigen Monaten auf dem Dach des Kalle aussehen soll.
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Zur Karl-Marx-Straße hin ist ein großes Lokal geplant. Zudem gibt es Gewächshäuser und einen Garten ohne Verzehrzwang. Dorthin gelangen die Besucher mit einem Aufzug, der vom Tief- und Erdgeschoss auf die Terrasse führt. Läuft alles nach Plan, wird im April eröffnet.

Rund 200 Millionen Euro kostet der Umbau des ehemaligen Kauf- und Parkhauses. „Das ist rund zweieinhalb Mal so teuer wie Abriss und Neubau“, sagt Stier. Beispielsweise sei die Statik in einem Neubau viel einfacher als in dem 1970er-Jahre-Klotz mit seinen vielen Säulen. Ihn reize aber die Aufgabe, auch weil Neukölln „viel aufregender“ als andere Bezirke sei.

Gentrifizierungsvorwürfe, die er immer wieder hören muss, ärgern ihn. Das Projekt sei sehr risikoreich und wegweisend für die Revitalisierung eines leerstehenden Kaufhauses, von denen es etliche in Berlin gebe. So sieht es auch der renommierte Architekt Max Dudler, der maßgeblich an der Umgestaltung beteiligt ist. „Das wichtigste Problem heute ist die Nachhaltigkeit. Erhalt und Transformation von Bauten, das ist die Zukunft“, sagt er.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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