Neubau der Clay-Schule verzögert sich noch bis 2022
Noch acht weitere Jahre müssen die 1100 Schüler in Containern unterrichtet werden, die mittlerweile so marode sind, dass der Bezirk insgesamt 400 000 Euro in den Einbau neuer Fenster investieren muss. Statt 2019 soll der Neubau erst 2022 bezugsfertig sein.
Das sorgt für Unmut, auch beim stellvertretenden Schulleiter Lothar Semmel: "Es ist nicht hinnehmbar, dass der Neubau ab heute noch mal acht Jahre dauert. Wir fürchten, dass Eltern ihre Kinder zwischenzeitlich lieber an anderen Schulen anmelden." Die erneute Verschiebung reiht sich an eine Kette unglücklicher Umstände: Der erste geplante Neubau am Ostburger Weg wurde durch den Protest einer Bürgerinitiative verhindert. Der Bezirk musste ein neues Grundstück suchen und fand es 2010 am Neudecker Weg, Ecke August Fröhlich Straße. Kurz darauf wurde auf dem Gelände eine Wirtschaftsbaracke eines ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers entdeckt und unter Denkmalschutz gestellt.
Das Landesdenkmalamt legt fest, dass es vor dem Abriss der Baracke eine Dokumentation und archäologische Ausgrabungen geben müsse. Erst Ende 2013 einigten sich Bezirk und Senat über die Übernahme der von 30 auf 40 Millionen Euro gestiegenen Baukosten. Mittlerweile sind die Ausgrabungen zwar fast abgeschlossen, vor einigen Tagen wurden auf dem Gelände aber frühzeitliche Funde entdeckt, die eine zweite Grabung erfordern. Gleichzeitig wurde bekannt, dass sich der Baubeginn der Schule um drei Jahre verzögert.
Mit Ausnahme der SPD übten alle in der Bezirksverordnetenversammlung vertretenen Parteien in der Sitzung am 15. Oktober Kritik an der Verzögerung. Jochen Biedermann (Bündnis 90/Grüne) machte das Hochbauamt dafür verantwortlich: "Da ist etwas schief gelaufen und das ist uns gegenüber nicht kommuniziert worden", sagte er.
Die Grünen forderten einen temporären Sonderausschuss, der jedoch mit den Gegenstimmen von SPD und CDU abgelehnt wurde. Bürgermeister Heinz Buschkowsky, dessen Ressort auch das Facility Management ist, und Schulstadträtin Dr. Franziska Giffey (beide SPD) wären offenbar nicht ausreichend über die Verzögerungen informiert gewesen. Giffey räumte ein: "Es ist bitter, dass der Neubau länger dauert. Ich hätte mir gewünscht, früher informiert zu werden. Das hätte aber nichts an der Zeitplanung geändert."
Buschkowsky betonte in der heftig geführten Debatte, der Bezirk sei im Prinzip nur bauausführende Behörde und an vorgegebene Verfahrensabläufe gebunden. Für den geänderten Planungsablauf seien letztlich die späte Klärung der Finanzierung, der Denkmalschutz und die archäologische Grabung, in erster Linie aber das Umschwenken auf den neuen Standort verantwortlich.
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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