Neuköllner kritisisieren ihre Genossenschaften
Mieter der Genossenschaften Ideal und des Wohnungsbau-Vereins Neukölln hatten sich Mitte Januar getroffen. Sie kritisierten, dass ihre Genossenschaften die Mieten in die Höhe treiben würden. Die Forderung der Initiative: Die "Entscheidungsgewalt der Vorstände" müsse begrenzt, die Vorstände selbst von den Genossenschaftsmitgliedern gewählt werden.
Mitglieder der Initiative hatten von unterschiedlichen Fällen berichtet. Antje Fiebelkorn klagte darüber, dass die Genossenschaft Ideal einige Millionen Euro in die Entwicklung des Tempelhofer Feldes investiert habe. Nachdem dort nicht gebaut werden durfte, plane man nun neue Wohnungen am Komoranweg. "Wir wehren uns dagegen, dass wichtige Entscheidungen getroffen werden, ohne die Mitgliederversammlung zu befragen."
Manfred Zemter berichtete Ähnliches über die Genossenschaft Wohnungsbau-Verein Neukölln. Die Mieter von 75 Wohnungen in der Heidelberger Straße 15-18 seien stark verunsichert. Von Abriss sei die Rede, dann wieder von Modernisierung. Auch hier habe man die Genossenschafter weder gefragt noch informiert.
Kein Grund für Abriss
Diese Wohnungen seien 1960 mit Aufbaumitteln des Landes errichtet worden, es bestehe keinerlei Grund, sie abzureißen. Zemter befürchtet die Verdrängung der Bewohner, die sich höhere Mieten in neuen Häusern nicht leisten könnten.
Rechtsexperte Dr. Sigurd Schulze bezeichnete diese beiden Beispiele als Missachtung des Genossenschaftsgedankens. Nach seiner Ansicht missbrauchten die Vorstände ihre Macht. "Die Mitglieder sind die Eigentümer der Genossenschaft und nicht die Vorstände", so Schulze. Zu diesem Grundgedanken müssten die Wohnungsgenossenschaften wieder zurückkehren.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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