Planer stellen Ideen für Wohnen auf dem alten Güterbahnhof vor
Neukölln. Der ehemalige Güterbahnhof zwischen Hertabrücke und Karl-Marx-Straße soll bebaut werden. Mitte Juni stellten die Planer im bezirklichen Stadtplanungsausschuss eine „städtebauliche Studie“ mit ersten Entwürfen vor.
Die Architekten Hans Wehrhahn und Stephan Niewolik präsentierten ihre Vorstellungen für das 2,3 Hektar große Areal, das im Norden von der S-Bahn-Trasse und im Süden von der Ringbahnstraße begrenzt wird. Ihnen schwebt ein Gebäudekomplex von gut 350 Metern Länge vor. 400 bis 700 Mietwohnungen sind geplant, davon 25 bis 30 Prozent preisgebunden.
Zur S-Bahn hin soll eine durchgehende Front entstehen, um den Lärm abzuschirmen. Zur anderen Seite werden begrünte Höfe angelegt, um die sich die einzelnen Blöcke gruppieren.
An der Ringbahnstraße sind Fünfgeschosser (plus ein Staffelgeschoss) geplant, die in etwa so hoch sind wie die bestehenden Häuser auf der gegenüberliegenden Seite. Der Riegel an der S-Bahn hat zwei Stockwerke mehr.
Außerdem sehen die Entwürfe zwei „Türme“ vor: einer an der Hertabrücke mit rund 15 Geschossen und Mietwohnungen, einer an der Karl-Marx-Straße mit etwa 25 Etagen.
Hier möchte der Investor, die „Projektgesellschaft Ringbahnstraße“, gerne einen Mix aus Wohnungen, Arbeiten und Gewerbe unterbringen: Hotel, Ärztehaus, Eigentumswohnungen, Einzelhandel. Auf dem Dach wäre Platz für eine Aussichtplattform und eine Bar.
Außerdem sind Tiefgaragen mit etwa 300 Stellplätzen geplant. Die Zufahrten befinden sich an beiden Enden des Komplexes, damit die Ringbahnstraße nicht mit weiterem Verkehr belastet wird.
„Unsere Bebauung wird etwa 25 Meter von den S-Bahn-Gleisen entfernt sein“, so Wehrhahn. Er möchte den Streifen dazwischen begrünen und kann sich auch gut einen Fahrradweg vorstellen. Abzuwarten sei noch, ob die Deutsche Bahn eine Lärmschutzwand an der Trasse aufstellt, danach müssten sich weitere Planungen richten.
Das Güterbahnhof-Areal ist kein einfaches Grundstück, denn es liegt etliche Meter tiefer als die Ringbahnstraße. Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann sagte: „Noch vor fünf Jahren hätte sich hier keiner Wohnungsbau vorstellen können.“
Kritik an Türmen
Grundsätzlich stimme er vielen Aspekten des Projekts zu. „Diskussionswürdig“ seien allerdings die Türme. An der Karl-Marx-Straße könne er sich inzwischen ganz gut ein Hochhaus vorstellen – auch wenn er sich dort einen höheren Anteil an Wohnungen wünsche. „Aber der Turm an der Hertabrücke erschließt sich mir nicht“, sagte er. Auch einige Ausschussmitglieder bemängelten, dass er nicht in das Viertel passe.
Über den Turm an der Karl-Marx-Straße ist ebenfalls noch zu sprechen. Häuser dieser Größenordnung diskutiere das „Baukollegium“ um Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, das mit hochkarätigen Stadtplanungsexperten besetzt sei, so Biedermann. Das soll im September passieren. Gebe das Gremium eine Empfehlung für den Turm, würde wahrscheinlich ein Wettbewerb ausgeschrieben. Das alles kostet Zeit. Jochen Biedermann rechnet nicht damit, dass die ersten Baufahrzeuge vor 2019 anrollen.
In der städtebaulichen Studie geht es aber nicht nur Architektur. Sie umfasst auch Analysen zum Verkehr, zum Grün, zur Nutzungsstruktur im Kiez und zur Verschattung. Wer Genaueres wissen möchte: Am Mittwoch, 12. Juli, von 18 Uhr bis 20 Uhr sind alle Interessierten zur Vorstellung der Pläne in die Mensa der Silbersteinschule, Silbersteinstraße 42–46, eingeladen. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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