"Eine der schönsten Nebensachen"
Richtfest für Deutsches Chorzentrum an der Karl-Marx-Straße / Bezug im Frühjahr geplant

Den Hammer in die Hand nahmen Christian Wulff, Präsident des Deutschen Chorverbandes und Bundespräsident a.D., und Geschäftsführerin Veronika Petzold. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller, Marcus und Andreas Fröbe von der Zimmerei Kai Vater assistierten. | Foto: Rüdiger Schestag
  • Den Hammer in die Hand nahmen Christian Wulff, Präsident des Deutschen Chorverbandes und Bundespräsident a.D., und Geschäftsführerin Veronika Petzold. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller, Marcus und Andreas Fröbe von der Zimmerei Kai Vater assistierten.
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Richtfest für einen kulturellen Leuchtturm: Am 24. Juli schlug Christian Wulff, Präsident des Deutschen Chorverbandes (DCV), den letzten Nagel in den Dachstuhl des Gebäudes Karl-Marx-Straße 145. Im Frühjahr kommenden Jahres soll das neue Zentrum der Organisation bezogen werden.

Neben dem DCV, in dem 15 000 Chöre organisiert sind, werden der Chorverband Berlin und der Landesmusikrat Berlin einziehen. Ebenfalls fest eingeplant sind Räume für eine musikalische Kita mit 70 Plätzen. Trägerin ist die gemeinnützige Gesellschaft Kleiner Fratz. Gespräche werden außerdem mit den „Vokalhelden“ geführt, so nennt sich das Chor-Programm der Berliner Philharmoniker.

„Das Haus soll als lebendiger Ort des Austauschs für die Chor‐ und Vokalmusikszene dienen, Raum zum Austausch und zur Vernetzung bieten und zugleich eine Brücke zu den Bewohnern und Institutionen in der unmittelbaren Nachbarschaft schlagen“, so DCV-Sprecherin Nicole Eisinger. Letzteres bietet sich an: Direkt nebenan hat der Saalbau mit dem Heimathafen seinen Sitz, wenige Meter entfernt liegt die Neuköllner Oper.

Verzögerung steigert Kosten

Die grundlegende Sanierung des heruntergekommen Altbaus, der jahrelang leer stand, hatte 2018 begonnen. Ursprünglich waren dafür anderthalb Jahre angesetzt. Doch es kam zu Komplikationen: Anforderungen für die Gebäudetechnik und die Energieeinsparordnung veränderten sich, die Brandschutz‐ und Sicherheitsanforderungen für die Kita wurden verschärft. Hinzu kamen Denkmalschutzauflagen und Verzögerungen bei den Bauarbeiten auf der Karl-Marx-Straße.

Das hatte krasse Auswirkungen auf die Kosten. Waren ursprünglich sieben Millionen Euro für das Zentrum veranschlagt, wird nun mit 14,4 Millionen gerechnet. Die Hälfte des Geldes steuert der Bund bei. Der Rest kommt aus Lottomitteln und über die Kita-Bauförderung des Senats. Der DCV selbst schießt eine gute Million zu, die er nach dem Verkauf seiner Kölner Immobilie im Jahr 2007 zurückgelegt hat. Außerdem wurden rund drei Millionen Euro an Krediten aufgenommen. Diese sollen in den kommenden Jahren aus den Mieteinnahmen zurückgezahlt werden. Die Mietverträge haben Laufzeiten von bis zu 25 Jahren, damit die neuen Nutzer langfristig planen können.

Harte Zeit für Chöre

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) erhofft sich vom neuen Zentrum Impulse für ganz Deutschland. „Das Richtfest ist ein Fest der Hoffnung für die Chormusik, die momentan eine sehr schwere Zeit erlebt. Viele Proben und Aufführungen können wegen Corona nicht stattfinden“, sagt er. Er hoffe, dass Singen bald wieder gefahrlos und frei erlebt werden könne. Schließlich sei es „eine der schönsten Nebensachen der Welt“.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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