"Es hätte immer etwas getroffen"
Weinbau kontra Pausenhof – Neuköllner Stadträtin nimmt Stellung

Karin Korte freut sich über den zügigen Baufortschritt am Dammweg. Im Hintergrund ist ein Teil des alten Schulgartens zu sehen. | Foto: Schilp
  • Karin Korte freut sich über den zügigen Baufortschritt am Dammweg. Im Hintergrund ist ein Teil des alten Schulgartens zu sehen.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Kürzlich berichtete die Berliner Woche über die Weinbaufläche am Dammweg 216, die einem Schulhof weichen musste. Bertil Wewer (Grüne) hatte dem Bezirksamt vorgeworfen, die Bezirksverordneten nicht umfassend über die Angelegenheit informiert zu haben. Das will Schulstadträtin Karin Korte (SPD) nicht auf sich sitzen lassen.

Mehr als vier Jahrzehnte lang wurden am Dammweg etwa 300 Rebstöcke gehegt. Die Ex-Anbaufläche ist Teil eines wesentlich größeren ehemaligen Schulgartens, der vor anderthalb Jahren aufgegeben wurde. Eigentümerin des gesamten Geländes ist die landeseigene Berliner Immobilien Management GmbH (BIM).

Weil seit geraumer Zeit klar war, dass die benachbarte Sonnen-Grundschule vergrößert werden soll, hatte der Bezirk vor gut zwei Jahren um Übertragung eines rund 1600 Quadratmeter großen Areals gebeten. „Mitte September 2018 haben wir erfahren, dass wir das Land bekommen. Aber erst nach der Schlüsselübergabe und der ersten Begehung am 20. November war klar, dass es sich dabei um das Weingebiet handelt“, sagt Karin Korte. Vorher habe sie das nicht sicher gewusst. „Sonst hätte ich mich doch nicht noch im vergangenen Herbst für einen Rebschnitt eingesetzt.“

Den erledigte damals die Agrarbörse Ost, Trägerin der Britzer Weinkultur am Koppelweg. Dorthin brachten deren Mitarbeiter Anfang März auch die ausgebuddelten Rebstöcke vom Dammweg. „Erst sollten sie nur zwei Tage Zeit für die Aktion haben, wir haben ihnen aber zwei Wochen erlaubt. Es hat geklappt, ich hoffe, die Pflanzen wachsen gut an“, so die Stadträtin.

Schule braucht dringend mehr Platz

Nun ist der Weg für einen neuen, grünen Schulhof frei. Der wird benötigt, weil auf der alten Pausenfläche ein sogenannter Modularer Ergänzungsbau (MEB) mit 16 Klassenzimmern entsteht. So wird Platz für 150 Kinder mehr geschaffen, die aus der Weißen Siedlung, aber auch aus der Köllnischen Heide kommen. Die dortige Grundschule an der Hänselstraße ist mit 650 Kindern am Rande ihrer Kapazität, einige Eltern aus der Weißen Siedlung mussten ihren Nachwuchs in den vergangenen Jahren in den Nachbarbezirk Treptow schicken. Künftig können nun an der Sonnen-Schule 480 statt 330 Mädchen und Jungen unterrichtet werden. Die bisher zweizügige Schule wird dreizügig. Läuft alles nach Plan, ist der Neubau nach den Herbstferien bezugsfertig.

Der grüne Bezirksverordnete Bertil Wewer hätte es wesentlich lieber gesehen, wenn dem Bezirk für den Pausenhof ein anderes Stück Land im alten Schulgarten übertragen worden wäre. Dort stehen ungenutzte Gewächshäuser, dahinter ein denkmalgeschützter Pavillon von Bruno Taut und alte Obstbäume.

„Es hätte immer irgendetwas getroffen“, setzt Korte dagegen. Auch um die gut erhaltenen Gewächshäuser wäre es schließlich schade gewesen. Außerdem hätte es sich schwieriger gestaltet, einen direkten Zugang zum Schulhof zu schaffen. Ein Bolzplatz, der erst vor Kurzem wieder hergerichtet worden ist, ist im Weg. „Auf den möchte die Schule natürlich nicht gerne verzichten“, so die Stadträtin.

Neue Nutzung möglich

Aber auch ihr liege der etwa 1,2 Hektar große und 70 Jahre alte ehemalige Schulgarten am Herzen. Der Bezirk bemühe sich deshalb, das Areal in seine Verantwortung zu übernehmen. Vor längerer Zeit habe der Senat jedoch die Absicht kundgetan, hier ein Oberstufenzentrum zu bauen. „Wir haben jetzt offiziell angefragt, ob es diese Pläne noch gibt. Wenn nicht, stellen wir einen Antrag auf Übertragung“, sagt die Stadträtin.

Bekommt der Bezirk das Grundstück tatsächlich, soll es für kulturelle oder Bildungszwecke genutzt werden. „Das ist allerdings ein weiter Begriff, auf jeden Fall wollen wir etwas schaffen, das gut für den Stadtteil und die Anwohner ist.“ Weil die Mühlen der Bürokratie jedoch langsam mahlen, rechnet sie bis zu einer möglichen Übertragung mit mindestens zwei Jahren.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.