"Wir möchten bleiben": Mieter leisten Widerstand
Neukölln. Der Wohnungsbau-Verein Neukölln (WBV) will zwei Anfang der 60er–Jahre erbaute Miethauskomplexe abreißen, um dort 93 neue Wohnungen zu errichten (wir berichteten). Gäbe es da nicht zehn Mieter, die sich gegen einen Abriss ihrer Wohnungen aussprechen.
Wäre alles nach den Plänen des Wohnungsbau-Vereins Neukölln (WBV) gegangen, würde inzwischen längst niemand mehr in der Heidelberger Straße 15-18 wohnen. Ein Bauantrag ist bereits in Aussicht gestellt und im Frühjahr soll Baubeginn sein. Zukünftig sollen auf den Grundstücken zwei Neubauten mit insgesamt 93 Wohnungen Platz finden, oftmals mit größerer Fläche, als bisher, mit Fahrstuhl und Tiefgaragen. Eine Wohngemeinschaft für ältere Menschen ist geplant, Gästewohnungen und Gewerbe. „Alles soll barrierefrei sein, wärme- und schallschutzisoliert. Zukünftig möchten wir gern viele ältere, aber auch jüngere Mieter hier haben“, erklärt Uwe Springer vom Vorstand der WBV.
Eine Sanierung, die mindestens sieben Millionen Euro kosten würde, sei unwirtschaftlich, der Bestand marode. Der Neubau soll 17 bis 18 Millionen Euro kosten. Die Mieten würden von etwa 4,50 Nettokalt auf 8,50 Euro steigen. Um den Mietern in den sehr einfach ausgestatteten 76 Wohnungen den Auszug schmackhaft zu machen, bot der WBV nahe gelegene Ersatzwohnungen in ähnlicher Preislage an sowie 2000 Euro Umzugskosten. Viele nahmen das Angebot an – bis auf zehn Mieter. „Wir möchten hier bleiben, denn wir wohnen hier gern und verkehrsgünstig“, sagt Norbert Erdmann. Wie auch die anderen verbliebenen Mieter hält er eine Sanierung für überflüssig: „Es wurde hier versäumt, rechtzeitig zu sanieren“, meint Norbert Erdmann. Rücklagen aus den Mieteinnahmen seien in andere Projekte investiert worden.
„Anders, als private Hausbauer, bilden wir nicht für jedes Haus Rücklagen“, meint Uwe Springer. Nötige Reparaturen seien zu jeder Zeit durchgeführt worden. Genau das bestreiten die Mieter. So gäbe es beispielsweise unfertig eingebaute Klingelanlagen, gekaufte und abgerechnete, aber nie angebaute Brandmelder. Eine sachgerechte Instandsetzung mit neuer Farbe an der Fassade, eine schrittweise Erneuerung der Elektrik und ein Ersatz des Heizkessels seien durchaus möglich und sinnvoll, argumentieren sie. Eine Schall- und Wärmedämmung brauche man dagegen nicht. Während die Mieter weiter ausharren wollen, hofft der Vorstand der WBS, dass man sich noch gütlich einigt. Uwe Springer: „Ansonsten bleibt uns nur der Schritt der Klage.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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