"Wir möchten bleiben": Mieter leisten Widerstand

Norbert Erdmann möchte nicht aus seiner Wohnung in der Heidelberger Straße 18 ausziehen. | Foto: Sylvia Baumeister
2Bilder
  • Norbert Erdmann möchte nicht aus seiner Wohnung in der Heidelberger Straße 18 ausziehen.
  • Foto: Sylvia Baumeister
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Der Wohnungsbau-Verein Neukölln (WBV) will zwei Anfang der 60er–Jahre erbaute Miethauskomplexe abreißen, um dort 93 neue Wohnungen zu errichten (wir berichteten). Gäbe es da nicht zehn Mieter, die sich gegen einen Abriss ihrer Wohnungen aussprechen.

Wäre alles nach den Plänen des Wohnungsbau-Vereins Neukölln (WBV) gegangen, würde inzwischen längst niemand mehr in der Heidelberger Straße 15-18 wohnen. Ein Bauantrag ist bereits in Aussicht gestellt und im Frühjahr soll Baubeginn sein. Zukünftig sollen auf den Grundstücken zwei Neubauten mit insgesamt 93 Wohnungen Platz finden, oftmals mit größerer Fläche, als bisher, mit Fahrstuhl und Tiefgaragen. Eine Wohngemeinschaft für ältere Menschen ist geplant, Gästewohnungen und Gewerbe. „Alles soll barrierefrei sein, wärme- und schallschutzisoliert. Zukünftig möchten wir gern viele ältere, aber auch jüngere Mieter hier haben“, erklärt Uwe Springer vom Vorstand der WBV.

Eine Sanierung, die mindestens sieben Millionen Euro kosten würde, sei unwirtschaftlich, der Bestand marode. Der Neubau soll 17 bis 18 Millionen Euro kosten. Die Mieten würden von etwa 4,50 Nettokalt auf 8,50 Euro steigen. Um den Mietern in den sehr einfach ausgestatteten 76 Wohnungen den Auszug schmackhaft zu machen, bot der WBV nahe gelegene Ersatzwohnungen in ähnlicher Preislage an sowie 2000 Euro Umzugskosten. Viele nahmen das Angebot an – bis auf zehn Mieter. „Wir möchten hier bleiben, denn wir wohnen hier gern und verkehrsgünstig“, sagt Norbert Erdmann. Wie auch die anderen verbliebenen Mieter hält er eine Sanierung für überflüssig: „Es wurde hier versäumt, rechtzeitig zu sanieren“, meint Norbert Erdmann. Rücklagen aus den Mieteinnahmen seien in andere Projekte investiert worden.

„Anders, als private Hausbauer, bilden wir nicht für jedes Haus Rücklagen“, meint Uwe Springer. Nötige Reparaturen seien zu jeder Zeit durchgeführt worden. Genau das bestreiten die Mieter. So gäbe es beispielsweise unfertig eingebaute Klingelanlagen, gekaufte und abgerechnete, aber nie angebaute Brandmelder. Eine sachgerechte Instandsetzung mit neuer Farbe an der Fassade, eine schrittweise Erneuerung der Elektrik und ein Ersatz des Heizkessels seien durchaus möglich und sinnvoll, argumentieren sie. Eine Schall- und Wärmedämmung brauche man dagegen nicht. Während die Mieter weiter ausharren wollen, hofft der Vorstand der WBS, dass man sich noch gütlich einigt. Uwe Springer: „Ansonsten bleibt uns nur der Schritt der Klage.“ SB

Norbert Erdmann möchte nicht aus seiner Wohnung in der Heidelberger Straße 18 ausziehen. | Foto: Sylvia Baumeister
Die im Stil eines Laubengangs Anfang der 60er Jahre erbauten Häuserkomplexe in der Heidelberger Straße 15-18 sollen einem Neubau weichen. | Foto: Sylvia Baumeister
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 273× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 908× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 251× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.