Allein das Talent ist wichtig
"42 Berlin" bildet kostenfrei Menschen ohne Vorerfahrungen zu Software-Entwicklern aus
Die Programmierschule „42“ kommt in den Bezirk. Sie bezieht im Juni Räume in den ehemaligen Geyer-Werken in der Harzer Straße 39. Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) sieht darin eine „Riesenchance für den aufstrebenden Bildungsstandort Neukölln“.
Die private Schule für Software-Entwicklung hat mehr als 40 Standorte in 28 Ländern, in Deutschland ist sie bisher in Heilbronn und Wolfsburg ansässig. Das Besondere: Sie ist kostenfrei, nach Abschlüssen oder Programmiererfahrungen wird nicht gefragt. „Hier zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hin will“, sagt Hikel. Allein das Talent sei wichtig.
Platz ist für bis zu 600 Studentinnen und Studenten. Alle Interessenten ab 18 Jahren können sich bewerben und müssen im ersten Schritt einen Test auf der Internetseite 42berlin.de bestehen, in dem logisches Denken gefragt ist. Darauf folgt ein vierwöchiges Camp. Es wird „Piscine“ (französisch: Schwimmbecken) genannt, weil die Kandidaten ins kalte Wasser springen und direkt die Programmiergrundlagen lernen. Während dieser Zeit finden Schule und Studenten heraus, ob sie zueinander passen. Falls ja, geht es weiter mit dem „Peer-to-Peer-Learning“, ein Lernen mit gegenseitiger Unterstützung und auf Augenhöhe, ohne Professoren und Vorlesungen. Je nach Lerntempo und Spezialisierung dauert das Studium zwei bis fünf Jahre. Rund ein Jahr davon verbringen die Absolventen in Praxisprojekten bei Unternehmen.
Die gemeinnützige Schule gegründet hat der französische Unternehmer Xavier Niel im Jahre 2013. Den Anstoß gab ihm der Ärger über das Bildungssystem in seinem Land. In einem Artikel schrieb er: „Es ist eingeklemmt zwischen einerseits Universitäten, die eine Ausbildung anbieten, die nicht immer den Anforderungen der Geschäftswelt entspricht, und andererseits den teuren Privatschulen, deren Ausbildung ziemlich gut ist, aber die meisten der Talente, um nicht zu sagen Genies links liegen lässt.“
Unterstützt wird „42“ von Partnern wie Volkswagen, SAP, Microsoft und der Bayer AG. Doch woher kommt der Name der Schule? Er ist eine Hommage an die Romanserie „Per Anhalter durch die Galaxis“. Dort spuckt ein Supercomputer nach einigen Millionen Jahren Rechenzeit die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens aus: 42.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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