Albrecht-Dürer-Gymnasium ist auf Spurensuche der Vergangenheit
Neukölln. In einem Projekt wollen Schüler des zehnten Jahrgangs die Geschichte der Albrecht-Dürer-Schule ab 1945 weiterschreiben. Berichte von ehemaligen Schülern, Unterrichtsprotokolle, Zeugnisse, Fotos und weitere Materialien werden dafür noch gesucht.
Freitagnachmittag: Einige Schüler des Wahlpflichtfaches Gesellschaftswissenschaften sitzen in einem Klassenraum und betrachten Fotos. Es sind Klassenportraits aus den 1970er–Jahren. Sie stammen aus dem Besitz ehemaliger Schüler des Gymnasiums an der Emser Straße. „Es ist interessant für uns zu sehen, wie sich die Schüler von damals kleideten. Vor allem bin ich gespannt, was sie uns heute über diese Zeit erzählen können“, sagt Ilknur. Gemeinsam mit ihren Mitschülern aus diesem und einer weiteren Gruppe beteiligt sie sich an einem Geschichtsprojekt. Dafür sammeln die Schüler alles, was ehemalige Abiturienten, Lehrer und Nachbarn ihnen an Material zur Verfügung stellen können.
„Meine Schüler arbeiten eifrig daran, viel Material zusammen zu stellen. Wir bauen gemeinsam ein Schularchiv auf und wollen die Geschichte der Schule nach 1945 bis heute in einer Ausstellung und einem Buch präsentieren“, erklärt Lorenz Völker, Lehrer für Geschichte und Sport am Gymnasium. Ein Geschichtsbuch, das bis etwa 1945 reicht, wurde bereits zur 75-Jahr-Feier des Gymnasiums 1983 unter Anleitung eines Lehrers von Schülern erstellt. Nun geht es darum, die neuere Schulzeit zu beleuchten. In einer ersten Phase werden zunächst alle Quellen erfasst und katalogisiert. Interesse haben die Schüler an allem, was aussagekräftig ist: Zeugnisse, Protokolle, Klassenbücher, Fotos, Tagebücher. „Auch Berichte von Zeitzeugen sind für uns sehr interessant“, sagt der 16-jährige Navid.
Für Gespräche haben bereits einige ehemalige Abiturienten die Schule besucht, darunter auch der Politiker Ditmar Staffelt (SPD). Zu seinem Abitur brüskierte Staffelt 1968 viele Lehrer mit einer Rede, in der er mehr Demokratie in der Schule forderte. „Es hat mich gewundert, dass die 68er Bewegung hier offenbar erst viel später ankam“, sagt Navid. Er und seine Mitschüler sind insbesondere auch an Schilderungen von ehemaligen Abiturienten interessiert, die in den 50er und Anfang der 60er Jahre in Ost-Berlin lebten und hier zur Schule gingen. „Was die Schüler hier leisten, ist echte Profiarbeit“, meint Lorenz Völker. „Wir freuen uns über jede Unterstützung.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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