Baumeister Reinhold Kiehl wollte Freude bei der Jugend wecken
Kein Geringerer als Reinhold Kiehl plante den roten Ziegelbau. Kiehl, der mit dem Neuköllner Rathaus, dem Stadtbad, der Orangerie im Körnerpark, dem heutigen S-Bahnhof Sonnenallee und vielen anderen Gebäuden maßgeblich das Gesicht des Bezirks geprägt hat. Die Eröffnung der Schule im Jahr 1914 erlebte er allerdings nicht mehr. Ein Jahr zuvor erlag er an seinem Arbeitsplatz einem Herzschlag.
Gerade fertiggestellt, brach der Erste Weltkrieg aus und der neue Schulflügel wurde als Kaserne genutzt. Dabei hatte Kiehl alles andere im Sinn gehabt, als eine soldatische Atmosphäre zu schaffen. Der schlanke Bau sollte mit seinen großen Fenstern, den hellen Fluren, den kunstvollen Balkongittern und dem von Bäumen beschatteten Hof "Freude wecken und das ästhetische Empfinden in der heranwachsenden Jugend bilden", wie es damals hieß.
Trotz aller architektonischer Kunst: Es blieb eng an der Kopfstraße. Das neue Gebäude war bitter nötig gewesen, denn der Altbau (bezogen im Jahr 1897) platzte bereits aus allen Nähten. Bildungsstadträtin Franziska Giffey berichtete bei ihrer Festrede, dass bis zu 1600 Kinder die erweiterte Schule besucht hätten. "Wie haben die nur alle hier reingepasst?", wunderte sich die Stadträtin.
Es wurde lange Zeit nicht besser. "In der Nachkriegszeit saßen zuweilen 54 Schüler in einer Klasse, und im Jahr 1951 unterrichteten 31 Lehrer immer noch 1020 Kinder", so Franziska Giffey. Zum Vergleich: Heute sind rund 50 Lehrerinnen und Lehrer für etwa 550 Sekundarschüler verantwortlich und es gibt eine Filiale an der Karlsgartenstraße.
Stark verändert hat sich auch die Schülerstruktur: In den 70er-Jahren kam nicht einmal jedes zehnte Kind aus einer Migrantenfamilie, 1988 waren es knapp 40, heute sind es über 90 Prozent. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, legt die Zuckmayer-Schule klare Schwerpunkte auf die Förderung der deutschen Sprache und die Unterstützung bei der Ausbildungs- und Berufswahl.
Und warum ist die Schule nach Carl Zuckmayer benannt? Das hat mit dem berühmtesten Theaterstück des Schriftstellers zu tun, dem "Hauptmann von Köpenick". Dieser falsche Hauptmann hieß im wahren Leben Wilhelm Voigt und lebte zum Zeitpunkt seines meisterlichen Gaunerstücks bei seiner älteren Schwester Bertha in der Kopfstraße.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.