Beim Verein "Buntesrepublik" engagieren sich junge Menschen für Neuköllner Kinder
Am Freitagnachmittag um 15 Uhr ist der Unterricht an der Karl-Weise-Grundschule mitten im Schillerkiez längst beendet. Nur im Raum 302 sitzen noch 22 Schüler an den Tischen. So auch die 15-jährige Selena und die 10-jährige Hilal. Die Gymnasiastin büffelt mit der Grundschülerin heute Englisch.
Eine Nachhilfestunde im herkömmlichen Sinne ist dies aber nicht, denn Hilal ist mit einer Durchschnittsnote von 2,0 eine gute Schülerin. "Ich möchte es aber schaffen, aufs Gymnasium zu kommen", sagt sie. Selena, die sich mit der Jüngeren blendend versteht, hat selbst einmal Hilfe von einer älteren Schülerin in der Tanzschule bekommen. Das motivierte sie, an dem erst kürzlich an der Karl-Weise-Schule gestarteten Mentorenprojekt "School meets School" des Vereins Buntesrepublik teilzunehmen: "Hier habe ich die Gelegenheit, etwas an andere weiterzugeben", sagt die Zehntklässlerin.
Genau das ist das Ziel des Vereins, den junge Neuköllner vor fünf Jahren gegründet haben. "Wir wollen das Potenzial der Kinder fördern und Vorbilder für sie sein", sagt die 18-jährige Beria Ulusoy, die das neue Projekt gemeinsam mit ihren Vereinskollegen Thieliepan Raasenthiram, Damla Gülfirat und dem Projektleiter Nicolas Legewie betreut. Dabei sollen jene Schüler gefördert werden, die schon gute Leistungen erbringen. "Wir helfen da, wo jemand noch einen kleinen Anstoß braucht."
Neben den beiden Mentorenprojekten, die in Kooperation mit zwei Gymnasien und drei Grundschulen laufen, hat der Verein auch mehrere Sport- und Kulturangebote für die Grundschüler. "Jeder kann etwas aus seinem Leben machen und etwas erreichen, ganz unabhängig von seiner Herkunft. Das versuchen wir in unseren Projekten zu vermitteln", erklärt Damla Gülfirat.
Die 18-jährige angehende Studentin nahm selbst als Schülerin an dem ersten Kooperationsprojekt des Vereins teil. Diese Erfahrungen geben sie und ihre Mitstreiter nun an die neuen Mentoren weiter.
Finanziert werden die Projekte des Vereins derzeit von der Telekom, nachdem die Fördermittel vom Quartiersmanagement ausgelaufen waren. Auch darum mussten sich einige der 50 Vereinsmitglieder, die fast alle Studenten sind, selbst kümmern, so wie der 22-jährige Thieliepan Raasenthiram.
"Mein Engagement ist mir wichtig, weil Integration in diesem Bezirk so wichtig ist", findet der Wirtschaftsingenieur-Student. Dankend angenommen wird das Projekt nicht nur von den Schülern. Auch Andrea Schwenn, Schulleiterin der Karl-Weise-Schule, zeigt sich begeistert: "Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung. Das Projekt zeigt auch, welches Interesse unsere Kinder und ihre Eltern an der Bildung haben - auch an einer Brennpunktschule wie dieser."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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