Aus Neukölln in die Stadt
Der "Schwimmbär" ist eine Erfolgsgeschichte – und wird längst in anderen Ortsteilen übernommen
Die „Schwimmbären“ gehen jetzt in ihr fünftes Jahr. Für die Trainerin Daniela von Hoerschelmann ist es eine Erfolgsgeschichte. Der Ausgangspunkt war Ende 2014 eine erschreckende Statistik der Bildungsverwaltung: 40 Prozent der Neuköllner Schulkinder konnten nicht schwimmen, der Bezirk lag mit dieser Zahl auf dem letzten Platz unter den Berliner Bezirken.
Die Erfinderin des Neuköllner Schwimmbärs ist die Trainerin der Deutschen Olympischen Gesellschaft Daniela von Hoerschelmann. Sie wollte es nicht weiter hinnehmen, dass so viele Kinder sich nicht über Wasser halten konnten. Gemeinsam mit der damaligen Bildungsstadträtin Dr. Franziska Giffey entwickelte sie das Programm „Schwimmbär“. Das Angebot sollte sich an Schulkinder der 2. Klasse richten. Vor dem Unterrichtsfach „Schwimmen“ in der 3. Klasse sollten die Kinder sich schon einmal an das Wasser gewöhnen. Dass viele nicht schwimmen konnten, „lag vor allem daran, dass die Kinder keine Erfahrungen mit Wasser hatten“, das hätten sie nur aus der Dusche oder der Badewanne gekannt, so die Trainerin.
Überwindung erster Sprung
Das Programm wurde gemeinsam mit dem Bezirksamt entwickelt. „Die jetzige Bundesministerin Dr. Franziska Giffey ist weiter die Schirmherrin für unser Programm.“ Darauf ist die Trainerin stolz. Das Programm führt Kinder langsam ans Wasser heran. Nach und nach sollen sie sich daran gewöhnen, ganz vom nassen Element umgeben zu sein. Viele Kinder kostet es große Überwindung, am Ende des Kurses auch den Kopf unter Wasser zu tauchen. Der Abschluss des Kurses ist auch immer der ganz mutiger Sprung vom Startblock in das Becken. Immer vier Schwimmlehrer sind gemeinsam mit der ganzen Klasse im Wasser. Damit möchten sie den Kindern ein Gefühl von Sicherheit geben. „Aber gleichzeitig wollen wir den Kindern auch vermitteln, welche Gefahren im Wasser lauern.“
Das Programm läuft immer über eine ganze Schulwoche. An jedem Tag gehen die Kinder für eine Schulstunde in die Schwimmhalle. Im Sommer wird auch das Sommerbad für den Schwimmunterricht genutzt. Über 4000 Neuköllner Kinder haben auf diese Weise in den vergangenen Jahren schwimmen gelernt.
Ein Exportschlager
Besonders freut sich die Trainerin darüber, dass ihr Programm inzwischen berlinweit Aufmerksamkeit bekommen hat. „Seit einem Jahr sind wir auch mit einem kleinen Programm in der Schwimmhalle in der Seestraße im Bezirk Wedding.“ In diesem Jahr wurden die Schwimmbären von der Senatsverwaltung für Bildung gefragt, ob sie das Programm auch auf Kita-Kinder ausweiten können. Und so wird in den nächsten Wochen speziell für die Vorschulgruppen ein Angebot in Reinickendorf gestartet.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin und Trainerin Nicole Hilarius bereitet sich von Hoerschelmann auf diese neue Herausforderung vor. „Wir möchte, dass die Kinder sehr früh gute Erfahrungen mit dem Element Wasser sammeln, bevor sie vielleicht negative machen müssen.“ Ein ganzes Team von Schwimmlehrern und Trainern begleitet die Aktion „Schwimmbär“. Dadurch konnte seit 2014 die Zahl der Nichtschwimmer halbiert werden. Der Schwimmbär“ ist eine echte Neuköllner Erfolgsgeschichte geworden, die nun auch in andere Bezirke übertragen wird.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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