Mit dem kuscheligen Kroko das Zähneputzen lernen
In Neukölln wird der Zahnärztliche Dienst jetzt von den Kindern aus gedacht

Zahnärztin Andrea Thiele (li.) vom Zahnärztlichen Dienst Neukölln erklärt gemeinsam mit Krokodil Kroko den Kindern, warum Zähneputzen wichtig ist.  | Foto: Bezirksamt Neukölln
4Bilder
  • Zahnärztin Andrea Thiele (li.) vom Zahnärztlichen Dienst Neukölln erklärt gemeinsam mit Krokodil Kroko den Kindern, warum Zähneputzen wichtig ist.
  • Foto: Bezirksamt Neukölln
  • hochgeladen von Corina Niebuhr

Jedes Jahr gehen rund 21 000 Neuköllner Kinder zur gesetzlich vorgeschriebenen Zahnuntersuchung. Wie behalten sie diese Pflichtaufgabe in Erinnerung? Motiviert der Besuch anschließend auch fürs eifrige Zähneputzen zu Hause?

Fragen, die sich Neuköllner Bezirksamtsmitarbeiter und Wissenschaftler der Berliner Hochschulen für Technik und Wirtschaft (HTW) sowie Wirtschaft und Recht (HWR) gemeinsam stellten, im Forschungsprojekt „DISK“, wobei die Abkürzung für „Design institutionalisiert Service- und Kundenorientierung“ steht. Ziel war, einen eingespielten Verwaltungsprozess einmal auf den Kopf zu stellen – und von den Nutzern aus zu betrachten. Als praktisches Beispiel pickte sich die Kooperation den Zahnärztlichen Dienst des Bezirkes heraus, der sich seit Juni in frisch renovierten Räumen auf dem Campus Rütli befindet, Rütlistraße 9. 

Gesundheitsstadtrat Falko Liecke stellte das Projekt kürzlich vor: „Wenn wir wollen, dass Kinder die Wichtigkeit von Zahnhygiene kennenlernen und vielleicht auch ein wenig Freude am Zähneputzen entdecken, müssen wir ihnen auch etwas bieten. Der erhobene Zeigefinger ist es aber sicherlich nicht. Die Projektergebnisse zeigen, dass die Berliner Verwaltung auch anders kann." Hier sei Neukölln Spitze, so Liecke.

Ganz nah dran an der Erfahrung der Kinder

Konkret gestalteten die Kooperationspartner in den vergangenen Monaten die neuen Räume des Zahnärztlichen Dienstes in der Rütlistraße kindgerecht, wobei das Krokodil Kroko mit seinem großen Gebiss immer wieder auftaucht: auf den Wänden, auf Zahnbürsten, auf dem Infomaterial. Als lebendes Maskottchen – dick und kuschelig – begrüßt Kroko die Kinder schon beim Ankommen. Kroko ist ein Freund, der wohl jedes Kind sofort anspricht und fürs Thema begeistert, auch, weil er so schöne blendend weiße Beißerchen hat. Zahnärztin Andrea Thiele erklärt den Kindern, wie Kroko seine Zähne jeden Tag pflegt und macht es auch mit der großen roten Bürste für alle sichtbar vor. Dabei sitzt Kroko mitten unter den Kindern. Das didaktische Konzept für diesen außergewöhnlichen Zahnputzunterricht ist Teil des Kooperationsprojektes. Auch die medizinische Zahninspektion auf dem Zahnarztstuhl ist Teil eines Erlebnisprozesses, der so ganz anders aussieht und funktioniert als sonst in Behörden üblich: eben kindgerecht. Die Wissenschaftler führten hierfür innerhalb eines Jahres Interviews mit Fachkräften und Kindern und gestalteten die Abläufe aufgrund der gewonnen Erkenntnisse.

Professorin Daniela Hensel, Leiterin des Forschungsteams der HTW Berlin, ist dankbar für die Kooperation mit dem Bezirk, die in dieser Form einmalig ist: „Die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Neukölln war aus wissenschaftlicher Sicht unglaublich aufschlussreich. Wir sind auf viel Bereitschaft zur Veränderung gestoßen, die in den Strukturen der Verwaltung aber oft ihre Grenzen findet. Das so authentisch zu erleben, ist für unsere Forschung unglaublich wichtig.“

Möglich wurde das Projekt durch eine Fördersumme über 200 000 Euro durch das Institut für angewandte Forschung Berlin (IFAF).

Autor:

Corina Niebuhr aus Kreuzberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 243× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 207× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 592× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.182× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.