Jugendliche sind jetzt mittendrin
Neuer Bibliotheksbereich mit PCs und Lernzenrum als Antwort auf Konflikte
Seit einem Vierteljahr gibt es in der Helene-Nathan-Bibliothek in den Neukölln Arcaden einen Jugendbereich. Die erste Bilanz der Leiterin Evelyn Stussak: ausgesprochen positiv. Damit löst sich die Einrichtung von alten Negativschlagzeilen.
12.15 Uhr. An einem Tisch sitzen drei Jungs, sie diskutieren über physikalische Fragen und machen sich Notizen. Müssten sie nicht eigentlich in der Schule sein? Nein, erfährt Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) auf Nachfrage. Sie kommen gerade von einer Klausur und haben jetzt frei. Auch drei der vier PC-Arbeitsplätze sind von Jugendlichen belegt. „Nachmittags nach dem Unterricht ist hier nur selten ein Platz frei und in aller Regel wird ruhig und konzentriert gearbeitet“, sagt Stussak.
Das war nicht immer so. Vor wenigen Jahren machte die Hauptbibliothek sogar Schlagzeilen. Von Drogen, sexuellen Übergriffen und Störern war die Rede, eine Zeit lang war ein Wachdienst vor Ort. Vor der Umgestaltung mussten die Jugendlichen entweder zum Arbeiten in die obere Etage, wo es jedoch nur Einzelplätze gibt, die vor allem von Studenten genutzt werden, oder in die Kinderabteilung. Dort, wo sie sich heute treffen, war früher der Zeitungsbereich, der eine Treppe höher gezogen ist.
Alles zusammen, was Jugendliche interessiert
„Wir haben hier alles konzentriert, was Jugendliche brauchen oder was sie interessiert“, sagt Stussak. Neben den sechs Vierertischen und den Computerplätzen befindet sich das Lernzentrum. In den Regalen sind unterrichtsbegleitende Materialien für alle Fächer der Oberstufe zu finden – zu erkennen an den blauen Schildern. Bei der Auswahl hat sich die Bibliothek mit den Schulen abgesprochen, schließlich sollen die Inhalte dem Lehrplan entsprechen. Eigene Laptops dürfen natürlich mitgebracht werden, aber es stehen auch zehn Exemplare zur Ausleihe für die Arbeit vor Ort bereit.
Es gibt auch andere Medien, zum Beispiel Literatur von Romanen über Krimis bis Fantasy, Comics, DVDs und Hörbücher. So müssen die jungen Nutzer nicht lange durch die ganze Bibliothek wandern, um fündig zu werden. Und sie stoßen eher auch einmal unvermutet auf etwas, das sie reizt. „Die Ausleihzahlen sind gestiegen“, freut sich Stussak.
Ernst zu nehmende Nutzer
Weil die Jugendliche nicht mehr am Rande, sondern mittendrin sind, fühlten sie sich auch ernster genommen, sagt Bildungsstadträtin Korte. Stussak stimmt zu. Früher seien einige nur zum „Quatsch machen“ gekommen, jetzt regulierten sich die Jungs und Mädels gegenseitig und sorgten für ein gewisses Maß an Ruhe. Übrigens dürfen sich grundsätzlich auch Erwachsene an den Tischen niederlassen. Sie müssen aber aufstehen, wenn Jugendliche die Plätze brauchen.
Der Umbau ist Mitteln dem Topf „Soziale Stadt“ des Quartiersmanagements (QM) Flughafenstraße zu verdanken. „Wir selbst hätten lange sparen müssen, aus eigener Kraft wäre das nicht gegangen“, so Stussak. Nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr sind außerdem Mediencoaches des QM als Ansprechpartner im Jugendbereich und beraten beispielsweise zu PC- oder Präsentationsfragen.
Das ist noch nicht alles, worauf Karin Korte und Evelyn Stussak stolz sind. Denn es gibt auch zwei nagelneue Sonic Chairs. In die Kugelsessel sind Lautsprecher und ein PC integriert. Einer steht in der ersten, einer in der zweiten Etage. Die Nutzer haben online Zugang zu 180 000 Medien der Bibliothek, können Streamingdienste nutzen, sich Filme anschauen, Hörbüchern lauschen oder einfach im Internet surfen. „Ein Zwischending zwischen Entertainment und Information“, so Stussak.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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