Mit dem Laufbus sicher zur Schule
Projekt als Alternative zu Elterntaxis im Körnerkiez offiziell gestartet
Die Straßen im Körnerkiez sind teils stark befahren. Für allein laufende Grundschüler ist der Schulweg deshalb zu gefährlich, denken viele Eltern. Sie bringen ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Konrad-Agahd-Grundschule. Jetzt gibt es eine sinnvolle Alternative: den Laufbus. Das ist eine organisierte Laufgemeinschaft, die seit März besteht und kürzlich offiziell startete.
Mit dabei war Jochen Biedermann, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste: „Wir müssen diesen negativen Kreislauf durchbrechen, der da heißt: Ich habe Angst vor dem vielen Verkehr und bringe deshalb mein Kind mit dem Auto zur Schule, wodurch ich dann selbst diesen Verkehr mitproduziere.“
Kinder sollen sicher zur Schule kommen – aber bitte nicht mit dem sogenannten Elterntaxi. Denn die sind ein Hauptgrund für das alltägliche Verkehrschaos direkt vor der Schule kurz vor Schulbeginn. Oft geht es hektisch zu, was die Unfallgefahr für alle Beteiligten zusätzlich erhöht: für die aussteigenden Schüler, die gestressten Eltern, Passanten, Radfahrer, den vorbei fließenden Verkehr.
Die Idee des Laufbusses, der dieses Problem entschärfen soll, ist ganz einfach: Er funktioniert wie ein Linienbus – nur zu Fuß – mit einem täglichen festen Fahrplan. An den gekennzeichneten Haltestellen treffen sich die Kinder und werden von der Gruppe abgeholt. Grundschulkinder, die in näherer Umgebung der Schule wohnen, laufen so gemeinsam morgens den Schulweg. Dabei werden sie von mindestens zwei Eltern begleitet. Getragen wird das Laufbus-Projekt von der AG.URBAN in Zusammenarbeit mit der Konrad-Agahd-Grundschule, der Peter-Petersen-Grundschule und dem Quartiersmanagement Körnerpark.
Verkehrschaos vor der Schule
Auch vor der Konrad-Agahd-Grundschule in der Thomasstraße findet das Elterntaxi-Chaos tagtäglich statt, weshalb Schulleiterin Simone Schützmann das Laufbus-Angebot im Körnerkiez mitentwickelt: „Ungefähr 40 Elterntaxis laden morgens ihre Kinder direkt vor unserem Eingang ab, was uns Probleme bereitet.“ Genau diese Eltern möchte Schützmann nun für das neue Angebot begeistern.
Doch das sei gar nicht so leicht, wie Laufbus-Projektkoordinator Michael Pinetzki von der AG.URBAN beschreibt: Viele Mütter und Väter fänden das Projekt zwar gut, über das schon häufiger auf Elternversammlungen gesprochen wurde, der Teufel stecke aber im Detail. „Damit der Laufbus funktioniert, müssen alle Kinder pünktlich um 7.30 Uhr beziehungsweise 7.33 Uhr an den beiden Laufbus-Haltestellen entlang der Ilsestraße stehen – Tag für Tag“, so Pinetzki, ansonsten sei die Gruppe schon losspaziert. Und diese Pünktlichkeit ist für viele Eltern eine Herausforderung, wie die Testphase zeigte.
Vor allem Kinder dafür gewinnen
Simone Schützmann setzt auf die Kinder: „Der Laufbus muss erst einmal in die Köpfe hinein, bekannter werden, die Kinder müssen dafür brennen und unbedingt mitlaufen wollen.“ Dabei helfe natürlich, wenn die Grundschüler es öfters ausprobierten und mitbekämen, wie schön es ist, ganz entspannt und plaudernd mit den Freunden gemeinsam zur Schule zu kommen. Deshalb werde über das Laufbus-Angebot im Sachunterricht gesprochen und die Strecke im Klassenverband abgelaufen.
„Wir haben uns vorgenommen, vor allem im August und September weiter kräftig zu üben, weil über die Sommerferien erfahrungsgemäß vieles wieder in Vergessenheit gerät“, so die Schulleiterin. Als kleine Gedächtnisstützen bekommen die Kinder auch Liniale und kleine Reflektor-Anhänger für den Schulranzen mit dem Laufbus-Logo drauf.
Perspektivisch kommen Laufbuddies dazu
Samar Kalam hilft ebenfalls, die Werbetrommel zu rühren. Sie ist die Vorsitzende der Gesamtelternvertretung und glaubt, dass der Laufbus Eltern entlastet und die Kinder selbstbewusster und stärker macht: „Wenn die Kleinen erfahren, dass sie ohne Eltern gehen dürfen, stattdessen den Kiez mit ihren Freunden als Gruppe erleben, in der auch jeder auf den anderen aufpassen darf, dann ist das in jedem Fall gut für ihr Selbstvertrauen.“ Samar Kalam bittet deshalb alle Eltern, sich das Angebot näher anzuschauen und es auch mal auszuprobieren. Infos bekommen sie direkt in der Konrad-Agahd-Grundschule oder unter www.ag-urban.de/laufbus. Auch die benachbarte Peter-Petersen-Grundschule will nun in das Projekt einsteigen.
Langfristig soll der Laufbus im Körnerkiez nicht mehr von einzelnen Eltern, die sich abwechseln, sondern von älteren Schülern begleitet werden. Schulleiterin Simone Schützmann möchte diese verantwortungsvolle Aufgabe ähnlich wie die Projekte für Konfliktlotsen oder Türbuddies etablieren: „Die funktionieren gut, warum also nicht auch Laufbuddies?“
Autor:Corina Niebuhr aus Kreuzberg |
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