Schüler spendieren dem Bundestag Komposterde
Was sie bei ihrem Besuch erwarten würde, wussten die zehn Schüler der Grundschule am Richardplatz vorher nicht. Dennoch hatten sie sich vorbereitet. In Begleitung ihrer Konrektorin Marie-Louise Ley-Krauß brachten sie einen großen Sack voll Komposterde mit, getragen vom Geschäftsführer des Comeniusgartens, Henning Vierck. "Die Kinder haben die Neuköllner Mischung selbst durchgesiebt", berichtete er. Im Projekt "Lernwerkstatt" mit dem Comeniusgarten erforschen Schüler seit vier Jahren selbstständig Naturphänomene. Wissbegierig zeigten sie sich nun auch im Bundestag. Von Felgentreu, der Russisch spricht, ließen sie sich zunächst Kreideschriften erklären, die sowjetische Soldaten nach dem Sieg über Nazideutschland an die Wände gekritzelt hatten.
Gemeinsam mit ihm füllten die Schüler danach in die Installation "Der Bevölkerung" ihre mitgebrachte Erde ein. Das Kunstwerk von Hans Haacke ist eine im nördlichen Innenhof des Reichstagsgebäudes von Holzbohlen eingefasste Fläche, in die Abgeordnete mit Besuchern Erde aus ihren Wahlkreisen ausstreuen. "Die Installation zeigt, dass das deutsche Volk nicht nur eins ist, sondern aus ganz vielen Menschen besteht", erklärte Dr. Felgentreu den Kindern. Von der Kunstreferentin des Bundestags, Rieke Ernst, erfuhren sie außerdem, dass an der Installation seit 2000 über 100 Pflanzenarten wachsen, darunter Brombeeren und ein Pfirsichbaum.
Anhand einer Webcam können die Schüler später unter www.derbevoelkerung.de verfolgen, was auf "ihrem" Erdreich wächst. Bei einer anschließenden Führung durch das Gebäude und auf die Reichstagskuppel erklärte Dr. Felgentreu die Aufgaben, die das Parlament hat. Immer mehr Fragen kamen auf, die der Bundestagsabgeordnete geduldig beantwortete: Was sind Gesetze? Wo wohnt die Bundeskanzlerin? Ist sie oft krank? Auch, warum Dr. Felgentreu im Bundestag sei, wollte ein Junge wissen. Für die Schüler war es am Ende ein sehr lehrreicher Besuch. "Es sieht hier allerdings aus wie in einem Museum", fand ein Mädchen. Dr. Fritz Felgentreu hofft, dass die Kinder den Tag in schöner Erinnerung behalten: "Für sie ist die Politik heute anfassbar geworden, sie haben einen sinnlichen Zugang dazu bekommen."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.