Bundesbeauftrage für Integration besucht Neuköllner Kita
Wie gut beherrschen Kinder Deutsch?
Rund 65 Prozent der Mädchen und Jungen der Kita Emser Straße 81 haben ausländische Wurzeln: Wie sorgen die Erzieherinnen und Erzieher dafür, dass sie alle gut Deutsch sprechen, wenn sie in die Schule kommen? Das wollte Annette Widmann-Mauz, Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, bei ihrem Vororttermin am 3. Juli wissen.
Sprachliche Förderung ist ein klarer Schwerpunkt der Kita. „Wir achten auf einen guten Mix in den Gruppen, es gibt während des gesamten Tages viele Gespräche, unterstrichen durch Gestik und Mimik. Vor allem geht es darum, dass die Kinder Freude an der Sprache entwickeln, sich einbringen und ernst genommen werden“, sagte Beate Rintel-Sellenthin, Fachberaterin des Kita-Eigenbetriebs Südost.
Für jedes der 142 Kinder gibt es zudem ein Sprachlerntagebuch, in dem ihre Entwicklung und Biografie dokumentiert wird. Die Herkunftssprache der Kinder müsse zwar wertgeschätzt werden, die verbindende Sprache in der Kita sei aber Deutsch, so Rintel-Sellenthin weiter. Eltern sollten eng in die Arbeit einbezogen werden. Können sie sich nicht gut verständigen, sei es gerne gesehen, wenn sie Freunde oder Verwandte mitbringen, die übersetzen. Professionelle Dolmetscher würden nur zur Not eingesetzt. „Das zeigt wieder, dass auch Sprachkurse für Eltern, die nicht arbeiten, wichtig sind“, kommentierte Widmann-Mauz.
Sprachkompetenz in Erst- und Zweitsprache
Sie halte es für überaus wichtig, dass die Kinder möglichst früh Deutsch lernten. Die Kita-Pädagogen differenzierten: Dass es bei Bilingualen, also Zweisprachigen, oft zu Verzögerungen komme, sei normal. Diese Kinder dürften keinesfalls stigmatisiert werden. Außerdem sei herauszufinden, ob die Mädchen und Jungen ihre Familiensprache gut beherrschten, wie es also um die generelle Sprachkompetenz bestellt ist. Denn: Wer beispielsweise ein gutes Türkisch oder Polnisch beherrscht, hat in der Regel auch mit dem Deutschlernen kein großes Problem.
Außerdem wollte die Integrationsbeauftragte wissen, ob mehr oder weniger Kinder als vor ein paar Jahren in die Kita gehen. „Wir verzeichnen einen erfreulichen Anstieg“, sagte Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU). Gute 87 Prozent besuchten vor Schulbeginn länger als zwei Jahre einen Kindergarten, das ist eine Steigerung von sechs Prozent seit 2013. Der Berliner Durchschnitt liegt mit gut 89 Prozent dennoch etwas höher.
Ein harter Kern wird nicht erreicht
Es gibt weitere Besonderheiten: Tendenziell kürzer oder seltener ist der Kitabesuch in Familien, die einen unteren sozialen Status haben, außerdem in Familien, in denen beide Elternteile einen Migrationshintergrund besitzen und arabischer oder osteuropäischer Herkunft sind. Auch geringe Deutschkenntnisse haben einen starken Einfluss.
Dass es einen „harten Kern, den wir nicht erreichen“ gebe, zeige sich auch bei den Hausbesuchen nach der Geburt eines Babys, so Liecke. „80 Prozent der Eltern begrüßen uns, bei zehn Prozent klappt es telefonisch und zehn Prozent sind Tote-Käfer-Familien, die reagieren auf nichts, auch nicht auf Anschreiben.“
Kinder, die anderthalb Jahre vor der Einschulung keine Kita besuchen, sind übrigens zu einer „Sprachstandsfeststellung“ verpflichtet. Sollte sich herausstellen, dass die Deutschkenntnisse nicht ausreichen und Unterstützung nötig ist, haben die Eltern die Wahl: Entweder sie schicken ihren Nachwuchs ganz regulär in die Kita oder zur Sprachförderung, die ebenfalls in einer Kita stattfindet und 25 Wochenstunden umfasst. Doch so steht es nur auf dem Papier: Weil es nicht genug pädagogisches Fachpersonal gibt, kann das Bezirkssamt auch nicht auf der Teilnahme an der Sprachförderung bestehen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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