Zwei Drittel der Neuköllner Achtjährigen können nur schlecht lesen und schreiben
Neukölln. Die Hälfte der Berliner Drittklässler kann nicht ausreichend lesen und schreiben, in Neukölln sind es sogar zwei Drittel. Das geht aus Antworten der Senatsverwaltung auf eine Anfrage des Neuköllner SPD-Abgeordneten Joschka Langenbrinck hervor.
Grundlage der Zahlen sind die Ergebnisse der „Vera 3“-Tests, die jährlich bundesweit verpflichtend gemacht werden. Dabei zeigte sich: In den vergangenen Jahren waren die Leistungen der Drittklässler in Berlin gleichbleibend schlecht. Auch im letzten Jahr konnte jedes zweite Kind nicht ausreichend lesen und erreichte nur die erste von insgesamt fünf Kompetenzstufen. Im Lesen und Zuhören lagen die Leistungen von 26 Prozent der Schüler unter den Anforderungen. Kinder mit Migrationshintergrund schneiden schlechter ab als deutsche.
In Neukölln liegen die Leistungen von sogar 66 Prozent der Drittklässler unterhalb des Mindeststandards, beim Lesen und Zuhören sind es 47 Prozent. Auch in Mathematik hinken sie hinterher.
„Nicht alle Bezirke haben gleiche Startbedingungen. In Neukölln gibt es mehr Familien, die es selbst nicht schaffen, ihre Kinder zu fördern“, meint Joschka Langenbrinck, der für eine Kita-Pflicht plädiert: „Je länger ein Kind eine Kita besucht, desto besser gelingt seine Entwicklung“, sagt der Neuköllner SPD-Abgeordnete.
Es gebe aber auch strukturelle Probleme, wie die Qualität der Kitas. Trotz Mehrinvestitionen des Landes in die Sprachförderung von 90 Millionen Euro jährlich seien zu wenige Fortschritte erkennbar. Nach den Herbstferien werde sich das Abgeordnetenhaus auch mit der Qualität der Grundschulen auseinandersetzen, denn hier mangele es anscheindend an der Methodik und der Didaktik der Lehrkräfte.
„Die Quartiere mit den größten sozialen Herausforderungen brauchen die besten Schulen und Lehrer“, so Schulstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD). Neukölln benötige besonders motivierte Lehrer mit guten Abschlüssen. Rämer möchte zudem mehr Ganztagsschulen haben, um die Kinder besser zu fördern. Von 38 Grundschulen sind derzeit zehn im gebundenen Ganztagsbetrieb. Längerfristig, so meint der Stadtrat, werde auch das Bonusprogramm Wirkung zeigen, das Berlin seit 2014 für Brennpunktschulen aufgelegt hat. Rämer: „Die eingeschlagene Marschrichtung ist richtig.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.