Stolpersteine gestohlen: Täter werden aus rechter Szene vermutet
Neukölln. In der Nacht zum 6. November wurden zwölf Stolpersteine, die an Opfer der Nationalsozialisten erinnern, ausgegraben und gestohlen.
Allein in der Hufeisensiedlung haben Unbekannte sieben Stolpersteine entwendet – alle, die in den vergangenen Jahren dort verlegt worden sind. Sie trugen die Namen von Widerstandskämpfern, die hier lebten, bevor sie ermordet oder vertrieben wurden, darunter ein Künstler, Kommunisten und Sozialisten. Gespendet hatten sie Schulklassen, Gewerkschaften, die Britzer SPD und die Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“.
Für Jürgen Schulte, Sprecher der Initiative, steht fest, dass die Täter aus der rechten Szene kommen. Tatsächlich hatte es in der jüngsten Vergangenheit in der Hufeisensiedlung immer wieder Anschläge und Attacken gegen Menschen gegeben, die sich antifaschistisch engagieren (die Berliner Woche berichtete). Auch den Zeitpunkt der Tat hält Schulte nicht für zufällig: kurz vor dem 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht, für den die Initiative eine Gedenkveranstaltung organisiert hatte.
Fünf weitere Stolpersteine haben die Täter in der Bruno-Bauer-, der Rungius- und der Steinbockstraße gestohlen. In der Buschkrugallee waren sie ebenfalls am Werk, dort wurden Gedenktafeln gelockert, sie sind aber noch an Ort und Stelle.
Die Bürgermeisterin und SPD-Kreisvorsitzende Franziska Giffey spricht von „Wunden im Gehweg“. Sich am größten Flächendenkmal Europas zum Gedenken an die Ermordung von Juden und Widerstandskämpfern zu vergreifen, sei an „Dummheit, Geschichtsvergessenheit und Menschenverachtung kaum zu überbieten“.
Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD) sagt, er sei angesichts „der unmenschlichen Respektlosigkeit und des blanken Hasses“ zutiefst bestürzt und erschüttert. „Das Bezirksamt wertet diese kriminellen Delikte als einen Angriff auf die Staatsraison der Bundesrepublik Deutschland, die das Gedenken an die Opfer der Gewaltherrschaft der Nazis zu einem der höchsten Ziele erklärt hat.“
Die Ermittlungen hat der Polizeiliche Staatsschutz übernommen. Es hätten sich auch bereits viele Neuköllner mit Informationen und Hinweisen an das Landeskriminalamt, ans Bezirksamt und ans Museum Neukölln gewandt, informiert Rämer. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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