Stolpersteine gestohlen: Täter werden aus rechter Szene vermutet

Auch vor dem Haus Parchimer Allee 94 ist eine Gedenktafel verschwunden. | Foto: prviat
  • Auch vor dem Haus Parchimer Allee 94 ist eine Gedenktafel verschwunden.
  • Foto: prviat
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Neukölln. In der Nacht zum 6. November wurden zwölf Stolpersteine, die an Opfer der Nationalsozialisten erinnern, ausgegraben und gestohlen.

Allein in der Hufeisensiedlung haben Unbekannte sieben Stolpersteine entwendet – alle, die in den vergangenen Jahren dort verlegt worden sind. Sie trugen die Namen von Widerstandskämpfern, die hier lebten, bevor sie ermordet oder vertrieben wurden, darunter ein Künstler, Kommunisten und Sozialisten. Gespendet hatten sie Schulklassen, Gewerkschaften, die Britzer SPD und die Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“.

Für Jürgen Schulte, Sprecher der Initiative, steht fest, dass die Täter aus der rechten Szene kommen. Tatsächlich hatte es in der jüngsten Vergangenheit in der Hufeisensiedlung immer wieder Anschläge und Attacken gegen Menschen gegeben, die sich antifaschistisch engagieren (die Berliner Woche berichtete). Auch den Zeitpunkt der Tat hält Schulte nicht für zufällig: kurz vor dem 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht, für den die Initiative eine Gedenkveranstaltung organisiert hatte.

Fünf weitere Stolpersteine haben die Täter in der Bruno-Bauer-, der Rungius- und der Steinbockstraße gestohlen. In der Buschkrugallee waren sie ebenfalls am Werk, dort wurden Gedenktafeln gelockert, sie sind aber noch an Ort und Stelle.

Die Bürgermeisterin und SPD-Kreisvorsitzende Franziska Giffey spricht von „Wunden im Gehweg“. Sich am größten Flächendenkmal Europas zum Gedenken an die Ermordung von Juden und Widerstandskämpfern zu vergreifen, sei an „Dummheit, Geschichtsvergessenheit und Menschenverachtung kaum zu überbieten“.

Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD) sagt, er sei angesichts „der unmenschlichen Respektlosigkeit und des blanken Hasses“ zutiefst bestürzt und erschüttert. „Das Bezirksamt wertet diese kriminellen Delikte als einen Angriff auf die Staatsraison der Bundesrepublik Deutschland, die das Gedenken an die Opfer der Gewaltherrschaft der Nazis zu einem der höchsten Ziele erklärt hat.“

Die Ermittlungen hat der Polizeiliche Staatsschutz übernommen. Es hätten sich auch bereits viele Neuköllner mit Informationen und Hinweisen an das Landeskriminalamt, ans Bezirksamt und ans Museum Neukölln gewandt, informiert Rämer. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 560× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 844× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 822× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.200× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.