Amateurtheater Vineta zeigt neues Stück
Stille herrscht im Probenraum des Theatersaals. Die Spannung im abgedunkelten Raum ist fast greifbar. Ein Klicken, langsam blendet das Licht auf. Eine Frau im mitternachtsblauen Kleid redet auf einen leeren Stuhl ein, während ein Mann sie verzweifelt anblickt. Im nächsten Moment erfüllt ein irres Gelächter den Raum und ein Meer roter Rosen bedeckt den Boden ...
"Sehr gut!", ruft Ludmilla Mischke und unterbricht die Probe. Die Regisseurin im Theater Vineta ist fürs Erste sehr zufrieden. Und für ein paar Feinheiten bleibt bis zur Premiere ja noch ein bisschen Zeit.
Der Amateur-Theaterverein Vineta wurde am 11. Januar 1900 am Vineta-Platz im Wedding gegründet. Kurze Zeit später zog es die Kompanie in den Stadtteil Neukölln. Über ein Jahrhundert prägt der Verein nun schon die Neuköllner Kulturszene. Seit Ende der 1980er-Jahre hat die familiäre Gemeinschaft ihren festen Sitz in der Karl-Marx-Straße 131, in der Neuköllner Oper. Dort finden seither alle Aufführungen der Amateurbühne statt.
Ohne jegliche Subventionen behauptet sich der Theaterverein Vineta im Neuköllner Kiez. Kostüme, Maske, Licht, Regie und Musik - alles stemmen die Darsteller und Vereinsmitglieder aus eigener Kraft. Die Schauspieler sind natürlich Laien: Vom unerfahrenen Schüler über den Sozialhilfeempfänger bis hin zum Arzt wird bei Vineta jeder gleich behandelt. Der familiäre Verein hat sich das Ziel gesetzt, mit viel positiver Energie jedes Jahr ein Stück zu inszenieren.
"Wir sind eine gute Gemeinschaft und vor allem kameradschaftlich. Es ist unser Hobby, miteinander zu arbeiten", sagt Regieassistentin Astrid Lange.
Das aktuelle Stück "Ein Geist kommt selten allein" basiert auf der Geisterkomödie "Blithe Spirit" von Sir Noël Coward. Darin sucht der Schriftsteller Charles nach Material für seinen neuen Roman. Zusammen mit seiner Frau und der wunderlichen Madame Arcati vollführt er eine unheilvolle Séance, in deren Verlauf nichts so bleibt, wie es ist. Charles gesittetes Leben ändert sich schlagartig, es kommt zur Zerreißprobe für ihn und seine Frau.
"Parapsychologisch ist das höchst interessant", verrät die Vineta-Vorsitzende Barbara Grunow, die die Rolle der undurchsichtigen Madame Arcati spielt.
Die Vorfreude auf die Premiere am 3. Mai ist bei allen Beteiligten groß. Und auch die Zuschauer dürfen sich auf einen spannenden und "geistreichen" Abend freuen: Binnen Sekunden zieht die Inszenierung das Publikum in den Bann. Einmal mehr zeigt das Theater Vineta, dass es zu Recht zu den ältesten Geheimtipps im Kiez gehört.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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