Ausstellung zeigt Vielfalt der Kultur der Sinti und Roma
Wie eine neue Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, werden die Sinti und Roma in Deutschland ausgegrenzt. Keiner anderen Bevölkerungsgruppe wird weniger Sympathie entgegengebracht. Jeder dritte Deutsche fände sie als Nachbarn unangenehm, die Hälfte der Bevölkerung denkt, dass Sinti und Roma durch ihr eigenes Verhalten Feindseligkeiten hervorrufen.
Auch nach Neukölln kommen seit ein paar Jahren immer mehr Roma, die aus osteuropäischen Ländern einwandern. Wie soll sich eine gute Nachbarschaft mit diesen Menschen entwickeln, wenn die meisten über die Klischees hinaus kaum etwas über sie wissen? Eine Wanderausstellung, die in der zweiten Etage des Rathauses bis Mitte Januar zu sehen ist, will das oberflächliche Bild vertiefen, indem sie einen Überblick über Geschichte, Sprache, Kultur, Zuwanderung, Identität und Religionen der Sinti und Roma gibt.
Die Europabeauftragte Cordula Simon, die die Ausstellung nach Neukölln geholt hat, die Initiative Romane Romnja (Sinti- und Roma-Frauen) und die Kuratorin Gordana Herold wollen Denkanstöße geben und stereotypisierte Wahrnehmungen aufbrechen. "Es geht uns darum, die Menschen vor Ort in den Stadtteilen zu informieren, die meist ein abwertendes Bild von Sinti und Roma haben. Wer sich unsere Ausstellung ansieht, erfährt, wie vielfältig sie tatsächlich sind. Eine Differenzierung findet in der Öffentlichkeit meist gar nicht statt", meint Gordana Herold.
So ist auf den Schautafeln zu erfahren, dass Sinti schon im 14. Jahrhundert nach Deutschland einwanderten. Viele Roma kamen als Gastarbeiter in den 1960er Jahren hierher, auch aktuell wandern vor allem Roma in Deutschland ein.
In der Ausstellung werden auch persönliche Lebensläufe vorgestellt, die aufzeigen, dass hier lebende Roma-Frauen durchaus mitten im Leben stehen, wie Elvira Ajvazi, die im Alter von einem Jahr mit ihren Eltern nach Deutschland kam und sich seit Jahren in der Initiative Romane Romnja vor allem für das Aufenthaltsrecht der Roma-Frauen einsetzt. "Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man eine Aufenthaltserlaubnis mit Wohnsitzauflage hat. Seit 26 Jahren kann ich nicht frei wählen, wo ich leben will", erzählt die 27-jährige Kulturmittlerin. Ein weiteres positives Beispiel verkörpert die 19-jährige Rebeca Stavarache, die seit fünf Jahren in Deutschland lebt, am Campus Rütli gerade ihr Abitur macht und Jugendlichen ehrenamtlich Deutschunterricht gibt. Sie wünscht sich vor allem eines: "Es wäre schön, wenn die Menschen uns mit mehr Offenheit begegnen würden."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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