Neukölln zum Lesen
Autorin Regina Nössler erzählt von drei Frauen mit Geheimnissen

Regina Nössler zeigt in ihren Thrillern, wie schnell sich Abgründe in einem scheinbar ganz normalen Leben auftun können. | Foto: pv
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  • Regina Nössler zeigt in ihren Thrillern, wie schnell sich Abgründe in einem scheinbar ganz normalen Leben auftun können.
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Eine Frau schwebt in Gefahr, sie darf auf keinen Fall gefunden werden und taucht in Neukölln unter. Das ist die Ausgangslage des Thrillers „Die Putzhilfe“ von Regina Nössler, der vor wenigen Monaten erschienen ist. 

Franziska Oswald, Anfang 30, aufstrebende Soziologin, bricht in ihrer münsterländischen Heimat alle Brücken hinter sich ab. Sie verlässt ihren Mann Johannes und ihr geliebtes Uni-Institut. Unter falschem Namen gelingt er ihr, ein „Paterreloch“ in Neukölln zu mieten – einem versoffenen Hauswart sei Dank. Offenbar hat die junge Akademikerin Schlimmes erlebt, davon zeugen Blutergüsse an ihrem Körper.

Viel rauer als das Münsterland

Sie traut sich kaum vor die Tür, wandert zögerlich durch ihren neuen Kiez, den sie hasst. Dort, in der Gegend rund um den U-Bahnhof Neukölln, ist von Hipstern, schicken Geschäften und gepflegten Altbauten noch nichts zu merken. Alles wirkt schmutzig und abstoßend, der Hermannplatz macht Franziska Angst.

Ein Museum in Mitte wird ihr Ruhepol. Dort lernt sie Henny Mangold kennen, eine Dahlemer Witwe, die ihr eine Stelle als Putzhilfe anbietet. Weil Franzsika kaum noch Geld hat, nimmt sie widerwillig an. Nun pendelt sie zwischen zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein können.

Auch in Neukölln schließt Franziska eine Bekanntschaft. Sie trifft Sina, eine verwahrloste, gewalttätige Fast-Sechzehnjährige. Die Außenseiterin streunt durch die Gegend, voller Wut auf ihre saufende Mutter. Bei Franziska scheint sie endlich Halt zu finden.

Nur die halbe Wahrheit

Als das ungleiche Paar eines Tages über das Tempelhofer Feld schlendert, kann Franziska dem ungeliebten Neukölln zum ersten Mal etwas Schönes abgewinnen. Doch ausgerechnet jetzt läuft sie einer Bekannten aus ihrem früheren Leben über den Weg. Sie gerät in Panik, muss sie doch befürchten, dass ihr Mann sie jetzt aufspüren wird.

Regina Nössler wechselt ständig zwischen den Perspektiven von Franziska, Henny und Sina. Der Leser wird in die jeweiligen Lebens- und Gefühlswelten hineingezogen und allmählich dämmert es: Keine der Frauen erzählt die ganze Wahrheit, jede hat ein Geheimnis. Die Autorin schürt Vorurteile und entlarvt sie, baut Erwartungen auf, um sie kurz darauf zu enttäuschen. Und die Wendung, die die Geschichte schließlich nimmt, taugt dazu, selbst routinierte Thriller-Fans zu überraschen.

Für ihr neues Werk hat Regina Nössler im vergangenen Jahr den Deutschen Krimipreis bekommen. Die Autorin, Jahrgang 1964, lebt als freie Autorin und Lektorin in Berlin. Sie hat bereits 15 Bücher veröffentlicht.

Regina Nössler: Die Putzhilfe, konkursbuch-Verlag, 2019, 401 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3-88769-595-8.

Regina Nössler zeigt in ihren Thrillern, wie schnell sich Abgründe in einem scheinbar ganz normalen Leben auftun können. | Foto: pv
Wer sagt hier die Wahrheit? Ein packender Thriller. | Foto: Verlag
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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