Berlins größtes Kunstfestival zeigt Kunst mit Courage
Weil die Riesenveranstaltung allmählich zu unübersichtlich geworden sei, habe man sich stärker thematisch ausgerichtet, erklärt Martin Steffens vom Kulturnetzwerk Neukölln, dem Organisator des Festivals. "Hatten wir vor vier Jahren rund 800 künstlerische Projekte, sind es jetzt nur noch 300, die von einer Jury ausgewählt worden sind", sagt er.
Die Jury habe dabei vor allem den Bezug zum Festival-Thema im Auge gehabt. Wobei "Courage" weit gefasst ist: Es kann um politischen und persönlichen Mut gehen, um Lebenskonzepte oder Stadtentwicklungsideen. "Wir wollten die Trittbrettfahrer, die meistens ökonomische Interessen verfolgen, loswerden", so Steffens. Die rund 200 offiziellen Veranstaltungsorte erkennt der Besucher an den gelben Aufklebern. Dazu kommen noch rund 100 offene Ateliers und Galerien, die ihre eigenen Programme zeigen
Einige wenige Programmpunkte: Im Rollbergviertel erzählen Menschen in ihren Wohnungen aus ihrem Leben, auf dem Richardplatz kann man in einem Künstlerhotel übernachten und sich dabei beobachten lassen, auf dem Hermannplatz lädt ein Aufblasgarten ein, und es gibt eine "Rosa Route" zu queeren Themen.
Zentraler Ausstellungsort, an dem es vor allem um politisches und gesellschaftliches Engagement geht, sind die Neukölln Arcaden, Karl-Marx-Straße 66. Die Auftaktveranstaltung zum "Jungen Kunstfestival" findet am 27. Juni, um 16 Uhr auf dem Grundstück des Spielautomatenherstellers Bally Wulff am Maybachufer 48 statt.
Das Thema lautet "Zeig dich!". Auf dem Programm stehen ein Kickerturnier und andere Mitmachaktionen. Die Siegerehrung übernimmt Johannes Kirsch, Vize-Europameister im Tischfußball. Die eigentliche Ausstellung mit Werken der jungen Künstler wird in der Alten Post an der Donaustraße 42 präsentiert (bis 2. Juli).
Was nicht nur vielen Anwohnern, sondern auch den Organisatoren ein Dorn im Auge ist: An einigen Orten, besonders in der Weserstraße, wurde in den vergangenen Jahren während der 48 Stunden Neukölln bis tief in die Nacht hinein lautstark gefeiert.
"Es hat sich aber herausgestellt, dass der Krach nicht von unseren Veranstaltungen verursacht wird, sondern von Leuten, die die Gelegenheit für private Feiern nutzen", berichtet Steffens. Das ärgert ihn: "Das Ganze ist nicht als Partymeile oder Ballermann gedacht."
Eine Übersicht über alle Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.48-stunden-neukoelln.de. Dort kann man sich auch einen individuellen Merkzettel zusammenstellen. Auf der Seite gibt es zum ersten Mal auch eine Festival App, mit der sich Besuchern jene Veranstaltungen anzeigen lassen können, die gerade in ihrer Nähe stattfinden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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