Jedes Kind kannte Fritzi
Eine Sängerin, die die Berliner begeisterte

Vor 1977 war die Straße in den Plänen nur mit zwei Nummern eingetragen: 597 und 598. | Foto: Schilp
  • Vor 1977 war die Straße in den Plänen nur mit zwei Nummern eingetragen: 597 und 598.
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Eine der Straßen in der High-Deck-Siedlung, nahe der Bezirksgrenze zu Treptow, trägt seit dem 1. Mai 1977 den Namen Fritzi Massarys. Doch wer war diese Frau, deren Vorname eigentlich Friederike lautete?

Anfang des vorigen Jahrhunderts hätte jeder Berliner bei dieser Frage ungläubig gestaunt. Denn jeder, wirklich jeder, kannte die Operetten- und Revuesängerin, die Männer wie Frauen bezauberte. Geboren wurde sie 1882 in Wien, als Tochter jüdischer Kaufleute, denen es finanziell nicht besonders gut ging. Trotzdem erhielt Fritzi früh Gesangsunterricht und trat bereits als 17-Jährige im Landestheater Linz auf. 1904 wurde sie ans Metropol-Theater geholt, das an der Behrensstraße seinen Sitz hatte – dort, wo heute die Komische Oper steht.

Hier begann der steile Aufstieg der Sopranistin. Sie spielte in zahlreichen Operetten, bald waren es ausschließlich die Hauptrollen. Sie wurde zur Mode-Ikone, man sprach nur noch von „der Massary“. Das Publikum und auch die Kritiker lagen ihr zu Füßen, egal ob sie die Lustige Witwe, die Czardasfürstin oder Madame Pompadour gab. Dabei soll die Begeisterung gar nicht in erster Linie ihrer Stimme gegolten haben, sondern ihrem unnachahmlichen Stil. Fritzi Massary hatte einfach das gewisse Extra.

Von den Nazis vertrieben

Auch privat lief es gut: 1917 heiratete sie ihre große Liebe, den Charakterkomiker Max Pallenberg und konvertierte zum Protestantismus. Das hielt aber wenige Jahre später pöbelnde Nazis nicht davon ab, ihr mit Sprechchören klarzumachen, dass sie Jüdin und deshalb unerwünscht sei. Noch bevor Hitler an die Macht kam, 1932, beschlossen Fritzi Massary und ihr Mann, Deutschland zu verlassen. Sie gingen nach Wien und dann in die Schweiz.

Ein harter Schlag erschütterte die Sängerin im Jahr 1934: Max Pallenberg starb bei einem Flugzeugabsturz. Fünf Jahre danach zog Massary zu ihrer Tochter in die USA. Bei der Ankunft in New York soll sie von Charlie Chaplin und Greta Garbo begrüßt worden sein. Seit dem Tod ihres Ehemannes ohnehin deprimiert, zog sie sich jedoch aus der Öffentlichkeit zurück, widmete sich der Rosenzucht und ihren Hunden. Am 30. Januar 1969 starb sie in Beverly Hills.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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