Fluchen, schimpfen und mogeln verboten: Bridge lernen in der Weserstraße

Konzentration ist das A und O beim Kartenspiel. Foto: Schilp | Foto: Schilp
5Bilder
  • Konzentration ist das A und O beim Kartenspiel. Foto: Schilp
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Omar Sharif hat es mit großem Erfolg gespielt und nannte es die zweitschönste Sache der Welt. Bill Gates tut es auch, aber weniger gut. Und Neuköllner können es im „Club Gegenspiel“ an der Weserstraße 50 lernen. Die Rede ist vom Bridge. Ein neuer Kurs beginnt am 8. Januar.

In der zur Bar umfunktionierten Ex-Fleischerei geht es locker zu, es gibt Kaffee und Bier, gemütliche Sofas und 70er-Jahre-Stehlampen. „Wir haben es vor allem auf jüngere Mitspieler abgesehen, denn für sie gibt es keine Plattform in Berlin, und wir sind mit Abstand der netteste Club in Berlin“, sagt Mieke, die Mitte 30 ist, seit einem runden Jahrzehnt dem Bridge frönt und schon manchen Preis gewonnen hat. Aber auch Menschen im mittleren Alter und „coole Senioren“ seien durchaus willkommen.

Warum hierzulande das Durchschnittsalter der Bridgespieler bei über 70 Jahren liegt – Spitzensportler ausgenommen – und jeder sofort an vornehme britische Damenkränzchen denkt, ist Mieke und ihrem Mitstreiter Wolf ein Rätsel. In der Türkei beispielsweise ist Bridge ein ausgesprochenes Männerspiel, in Polen greifen Bauarbeiter in der Pause gerne zu den Karten.

Regeln sind unbedingt einzuhalten

Schimpfen, fluchen und mogeln ist allerdings tabu. Es gibt ein dickes Regelwerk und üblicherweise achtet ein Turnierleiter darauf, dass jeder während der Runden die Contenance bewahrt. „Alles, was dem anderen die Freude am Spiel nehmen könnte, ist verboten“, bringt es Wolf auf den Punkt. Beim Bridge zählt weniger das Glück, sondern gefragt sind logisches Denken, Kombinationsgabe, Konzentration und Psychologie. Gezockt wird zu viert. Zwei feste Paare spielen zusammen. Jeder hat 13 Karten auf der Hand.

Das Schwierigste kommt zuerst – das Reizen. Hier gibt es sehr viele Varianten. Der Spieler, der am höchsten gereizt hat, sagt dann an, welche Farbe Trumpf ist und wie viele Stiche er voraussichtlich bekommt. Sein Partner legt die Karten offen auf den Tisch. So hat jeder viele Informationen zur Verfügung. Jetzt heißt es nur noch besser nachdenken als die anderen.

Im „Club Gegenspiel“ werden in aller Regel Turniere ausgetragen. Das Besondere daran: Jede Partie wird, mit identischer Kartenverteilung, von verschiedenen Paaren gespielt. Für die Endabrechnung werden die Ergebnisse der einzelnen Paare untereinander verglichen.

Im Schnitt dauert ein Spiel sieben Minuten. „Anfänger brauchen aber auch schon mal eine halbe Stunde“, so Mieke, „aber wir sind sehr gut darin, neue Leute zu integrieren. Und bei uns spielen tolle Menschen zusammen, die sonst nirgends aufeinandertreffen würden.“

Es sei gut, relativ früh mit Bridge anzufangen. Wer älter sei, müsse zu Beginn auf jeden Fall mehr üben und nach dem Kurs noch „Hausaufgaben“ machen. Manchmal gebe es echte Überraschungen. Mieke erzählt von einem jungen Mann, der seinen Eltern einen Kurs zu Weihnachten geschenkt hatte. „Dann war er selbst Feuer und Flamme, ein Supertalent und unser ganzer Stolz. Inzwischen ist er Vize-Europameister.“

Wer neugierig geworden ist, kann einfach montags ab 19.30 Uhr vorbeischauen. Der neue Kurs beginnt am 8. Januar, ebenfalls um 19.30 Uhr. Für zehn bis zwölf Abende sind, nach eigenem Ermessen, 25 oder 50 Euro zu bezahlen, ein Schnupperabend ist umsonst. „Wenn Bedarf besteht, richten wir auch einen Kurs ein, bei dem es ein bisschen langsamer vorangeht und der länger dauert“, so Mieke.

Weitere Infos unter bridge@gelegenheiten-berlin.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 102× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 53× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 464× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.062× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.