Fataler Schuss auf den Storch
Geschichte und Geschichten der Rixdorfer Kirchgasse

Die Kirchgasse hieß bis 1909 "Mala ulicka". | Foto: Schilp
6Bilder
  • Die Kirchgasse hieß bis 1909 "Mala ulicka".
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Eine der ältesten Straßen im Bezirk ist die Kirchgasse. Sie wurde kurz nach der Gründung Böhmisch-Rixdorfs angelegt, also um 1737. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hieß sie „Mala ulicka“, tschechisch für „enge Gasse“.

Es ist König Friedrich Wilhelm I. zu verdanken, dass sich auch in Rixdorf böhmische Glaubensflüchtlinge ansiedeln konnten. Die meisten der ursprünglichen Siedlerbauten haben jedoch nicht lange überlebt. Im Jahr 1849 zerstörte ein verheerender Brand fast das ganze kleine Dorf. Schuld an dem Feuer soll ein Schuss auf einen Storch gewesen sein, der es sich in seinem Nest auf dem Strohdach eines Hauses gemütlich gemacht hatte. Das Unglück nahm seinen Lauf.

Eines der wenigen Gebäude, das dem Brand trotzen konnte, steht an der Kirchgasse 5. Hier befindet sich der Spaziergänger auf einem kleinen Platz, an dem die Kirchgasse einen Knick in Richtung Richardstraße macht. Das Haus wurde 1753 als Schul- und Anstaltsgebäude der Herrnhuter Brüdergemeine errichtet. In den ersten zwei Jahrzehnten gab es sogar einen Internatsbetrieb. Aufgenommen wurden Kinder von Missionaren, die sich im Ausland aufhielten, aber auch Kinder aus armen Familien, die das Glück und Talent hatten, nicht so schwer und früh arbeiten zu müssen wie ihre Geschwister.

Bis heute Teil des Wappens

Das Haus gilt als die älteste erhaltene Schule Neuköllns. Bis 1909 wurde hier unterrichtet. In den 1980er-Jahren restauriert, steht der Bau heute unter Denkmalschutz. Im Erdgeschoss ist seit 2005 das „Museum im Böhmischen Dorf“ untergebracht (geöffnet donnerstags 14–17 Uhr und jeden ersten und dritten Sonntag von 12–14 Uhr). An die Geschichte des Hauses erinnert nicht nur eine Informationstafel, sondern auch ein steinerner Hussitenkelch am Giebel, Symbol der böhmischen Glaubensflüchtlinge und bis heute Teil des Neuköllner Wappens.

Auf dem Platz vor der ehemaligen Schule haben die Rixdorfer im Jahr 1912 König Friedrich Wilhelm I. ein Denkmal gesetzt. Am Sockel ist eine Aufschrift zu lesen: „Die dankbaren Nachkommen der hier aufgenommenen Böhmen.“ Zwei weitere Tafeln zeigen einen Tross flüchtender Menschen und eine Ansicht Rixdorfs aus dem Jahr 1755.

Plötzlich Idylle

Zuletzt ein Tipp für alle, die sich (noch) nicht so gut in Rixdorf auskennen: In einer Ecke des Platzes gibt es eine alte Steinmauer mit einer Toröffnung. Wer hindurchtritt, findet sich auf einer alten Streuobstwiese wieder. Unter anderem wird sie vom Verein Karma Kultur für öffentliches Gärtnern genutzt.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.617× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.959× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.589× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.495× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.