Kultur und Information in der Kapelle
Im Februar öffnet neuer Kieztreffpunkt / Planungen für Allerweltviertel auf dem Jeruslem-Friedhof

Früher fanden in der Kapelle Trauerfeiern statt, bald wird sie kulturell genutzt. | Foto: FlackeOtto Architekten
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  • Früher fanden in der Kapelle Trauerfeiern statt, bald wird sie kulturell genutzt.
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Neukölln wird eine „Kiezkapelle“ bekommen, einen Ort für kulturelle Veranstaltungen, Information und Austausch. Am 13. Dezember war die Öffentlichkeit eingeladen, sich an der Hermannstraße 99 einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Das Gebäude liegt auf dem Neuen St.-Jacobi-Friedhof, Eigentümer ist der Evangelische Friedhofsverband. Seit mehr als zehn Jahren stand die Kapelle leer, Bestattungen finden auf dem Gelände nicht mehr statt.

Im vergangenen Jahr hat der denkmalgerechte Umbau begonnen. „Im Februar soll das Haus geöffnet werden. Im Sommer ist es dann noch mal kurz zu, weil eines der Fenster ersetzt und die anderen aufgearbeitet werden müssen“, so Ekkehard Gahlbeck, Geschäftsführer des Friedhofverbandes.

Der zentrale Veranstaltungssaal ist rund 100 Quadratmeter groß, hier sollen bald Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden. Auch im Keller gibt es nutzbare Räume. Einige Büros haben sich bereits angesiedelt. Der Verein Campus Cosmopolis baut ein „Climate Café“ auf, in dem es vor allen Dingen um Klimawandel und Migration gehen soll – inklusive Workshops wie Möbelbau, Herstellung von Naturkosmetik und vegetarischem Kochen.

Auch das „Schillament“, ein Bürgerbeteiligungsforum, welches das Quartiersmanagement Schillerpromenade ablöst, hat sich hier seinen Sitz. Das Kollektiv Prinzessinnengarten gehört ebenfalls zu den Mietern. Schließlich arbeitet hier Helen Gegenmantel. Sie koordiniert für den Friedhofsverband die Raumnutzung der Kapelle und vernetzt sie mit anderen Einrichtungen in der Nachbarschaft.

Nicht zuletzt soll in dem neuen Treffpunkt über die Vorhaben auf den Friedhöfen entlang der Hermannstraße informiert und diskutiert werden. Denn während die Begräbnisflächen auf der östlichen Seite der Hermannstraße weitgehend unbebaut bleiben, möchte die Howoge auf St. Jacobi mittelfristig Wohnungen für rund 500 Menschen errichten – angrenzend an eine neue Schule, die das Bezirksamt an der Oderstraße vorgesehen hat.

Weiter fortgeschritten sind die Planungen für den benachbarten Jerusalem-Kirchhof V. Direkt an der Hermannstraße haben bereits die Ausschachtungsarbeiten für ein Gebäude begonnen. Einziehen sollen die Spore-Initiative, der es darum geht, Natur und Kultur in Einklang zu bringen, und das „Haus für gemeinnützigen Journalismus“. Bauherrin ist die Schöpflin-Stiftung, die das Gelände von der Kirche gekauft hat.

Im kommenden Jahr soll dann der erste Abschnitt für das gemeinwohlorientierte „Allerweltviertel“ im hinteren Teil des Friedhofs beginnen. Der zweite folgt erst ab 2035, weil die sogenannte Pietätsfrist für die bestehenden Gräber erst nach und nach ausläuft. Für das Projekt haben sich unterschiedliche Akteure zu der „Entwicklungsgemeinschaft Jerusalem V“ zusammengeschlossen, unter anderem der Friedhofsverband, die Diakonie, eine Selbstbaugenossenschaft und Wohngruppen-Projekte.

Die Diakonie möchte eine Kita mit 80 Plätzen, eine Pflegeberatungsstelle, Apartments für Demenzkranke sowie eine Unterkunft und Mietwohnungen für rund 200 Flüchtlinge bauen. Außerdem vorgesehen ist eine Jugendeinrichtung, ein Gemeinschaftshaus für Familien unterschiedlicher sozialer Herkunft, ein Wohnprojekt für Flüchtlinge und angestammte Berliner sowie ein Haus, in dem jüngere Leute mit und ohne Kindern Wohnmodelle ausprobieren können.

An der Ecke Netzestraße und Grüner Weg ist eine Gedenkstätte für die Zwangsarbeiter geplant, die hier während des zweiten Weltkriegs in Baracken lebten. Außerdem wird ein rund 1000 Quadratmeter großer öffentlicher Spielplatz geschaffen.

Die neuen Gebäude werden in Richtung Tempelhofer Feld höher, die niedrigsten haben vier, die höchsten acht Geschosse. Das Allerweltviertel wird eine offene Struktur haben und von Grün durchzogen sein. Rund um die Kapelle, die von der bulgarischen Gemeinde genutzt wird, ist ein drei Hektar großer Park vorgesehen. Das gesamte Viertel soll von einem Wiesen-Band umgeben sein. Außerdem wollen es die Planer von Autos weitgehend freihalten.

Wer Weiteres über die Kiezkapelle wissen möchte, wende sich an h.gegenmantel@evfbs.de.

Früher fanden in der Kapelle Trauerfeiern statt, bald wird sie kulturell genutzt. | Foto: FlackeOtto Architekten
Blcik in den großen Veranstaltungssaal. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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