Künstler wollen Neuköllner Eckkneipe retten

Hans-Jürgen Hannemann (rechts), Josefine Heidt (links), Marlène Colle und Kokomini Nemesi von „Dollytakesatrip“ mit den beiden Wirten Norbert und Roswita Rotter (2. und 3. von rechts) im Lokal. | Foto: Sylvia Baumeister
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Neukölln. Seit 15 Jahren betreiben Roswitha und Norbert Rotter den „Stammtisch“ in der Weserstraße 159. Neuköllner Künstler möchten die Eckkneipe wieder für alle Generationen attraktiv machen – mithilfe einer neuen Bühne und regelmäßigem Programm.

In Nord-Neukölln wimmelt es von gastronomischen Betrieben. Schicke Cafés, Restaurants und hippe Szenekneipen gibt es vor allem in der Weserstraße wie Sand am Meer. Die typischen Berliner Eckkneipen mit rustikal-heimeliger Atmosphäre verschwinden dagegen zusehends. Dieses Schicksal könnte auch den Stammtisch an der Ecke Finowstraße bald ereilen.

„In den letzten Jahren ist das Geschäft sehr zurückgegangen. Durch die veränderte Bevölkerungsstruktur im Kiez sind viele ältere Stammgäste weggebrochen. Neue Gäste trauen sich zu selten rein“, erzählt Norbert Rotter. Zwar würde der 71-Jährige den Betrieb gern noch ein paar Jahre mit seiner Ehefrau Roswitha weiterführen. Aber: „Obwohl unsere Ladenmiete nicht so hoch ist, können wir aber von den derzeitigen Einnahmen nicht mehr leben“, sagt er.

Das Neuköllner Künstlerkollektiv „Dollytakesatrip“ möchte daran etwas ändern. „Die Kneipe gefiel uns auf Anhieb. Sie ist ein über Jahre gewachsenes Kleinod, das wir bewahren möchten“, erzählt Hans-Jürgen Hannemann. Der in der Nachbarschaft wohnende Schauspieldozent und Regisseur kam mit den Wirten ins Gespräch, als er einen Veranstaltungsort für „Dollytakesatrip“ zum diesjährigen Kunstfestival 48-Stunden-Neukölln suchte.

„Passend zum Motto ‚Kunst rettet Welt‘ hatten wir die Idee, die Kneipe zu unterstützen, indem wir mit einem Bühnenprogramm ein neues, gemischtes Publikum hereinholen“, erklärt Hannemann. Die Tänzer und Schauspieler starteten zuerst eine Crowdfunding-Aktion, mit deren Hilfe sie im Internet 1250 Euro für eine Bühne samt technischer Ausstattung sammelten.

Unter den Titel „Retten!“ präsentierten die Künstler nach dem Aufbau der Bühne zum Festival Ende Juni drei Aufführungen mit einer Mischung aus Tanz, Gesang und Schauspiel. „Es war ein voller Erfolg“, freut sich Roswitha Rotter.

Die Bühne ist nun auch für andere Künstler offen, die hier Musik, Lesungen, Tanz oder Karaoke machen wollen. Mit dem Programm „Der erste Kontakt“ ist „Dollytakesatrip“ zunächst selbst nochmal vom 23. bis 25. November ab 20 Uhr im Stammtisch zu sehen. Tickets kosten neun, ermäßigt sechs Euro. Um Anmeldung wird gebeten unter dollytakesatrip@gmx.de. SB

Weitere Informationen gibt es unter www.dollytakesatrip.de oder unter Rufnummer  0170 555 20 62.
Hans-Jürgen Hannemann (rechts), Josefine Heidt (links), Marlène Colle und Kokomini Nemesi von „Dollytakesatrip“ mit den beiden Wirten Norbert und Roswita Rotter (2. und 3. von rechts) im Lokal. | Foto: Sylvia Baumeister
Echte Kiezkneipen sind rar geworden: Das Künstlerkollektiv „Dollytakesatrip“ möchte mit neue Kundschaft in den „Stammtisch“ holen. | Foto: Hans-Jürgen Hannemann
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

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