Mateos Monster: Die Galerie an der Herrfurthstraße verlässt niemand ohne Lächeln

Mateo Dineen neben seinem Werk, auf dem Waldhüter und Bär Tränen lachen. Warum nur? | Foto: Schilp
9Bilder
  • Mateo Dineen neben seinem Werk, auf dem Waldhüter und Bär Tränen lachen. Warum nur?
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Neukölln. Fast jeder, der an der kleinen Galerie „Scallywag“ (zu Deutsch: Halunke) in der Herrfurthstraße 10 vorbeikommt, bleibt stehen und wirft einen Blick ins Schaufenster. Es wimmelt dort von seltsamen Wesen. Geschaffen hat sie der Künstler Mateo Dineen.

Ein blauer Zottel räkelt sich genussvoll in der Badewanne, die Augen hat er nicht geschlossen, sondern einfach beiseite gelegt. Ein kleines Mädchen steht halb ratlos, halb unglücklich vor dem Elternhaus. Grund ist das neue Haustier, das die Kleine an der Leine hält: ein riesiges Monster. Der Titel: „I wanted a cat – Ich wollte eine Katze.“

Er sei mit dem Bleistift in der Hand auf die Welt gekommen, sagt Mateo, und Monster hätten ihn immer fasziniert. Also zeichnete er, wo er ging und stand. „Kinder sind frei, ohne Verantwortung, und können in ihrer Phantasiewelt leben. Ich habe früh gemerkt, dass ich das nicht aufgeben möchte.“

Sein Weg führte ihn auf das „Academy of Art College“ in San Francisco. Bald wurde ihm klar, dass nicht nur Talent, sondern auch Disziplin zählt. Während er in den Ferien feiern ging, arbeiteten andere weiter – und überholten ihn. „Mein Stolz war verletzt, also lernte ich, auch mal nein zu Partys zu sagen und zu üben, üben, üben“, so Mateo. Schließlich stand für ihn fest: „Die Kunst soll Priorität in meinem Leben haben. Ich bin Künstler!“ Diese Entscheidung sei wesentlich gewesen, sie gebe ihm auch heute die Kraft, immer wieder gegen seine Faulheit und Bequemlichkeit anzukämpfen.

Oft arbeitet er spät in der Nacht, dann kann er besser loslassen. „Wenn ich zeichne, bin ich aus der Zeit gefallen, das ist wie Meditation“, sagt Mateo. Er glaubt, jeder brauche so etwas, das könne auch Tanzen, Stricken oder Yoga sein.

Mateo malt vor allem mit Acrylfarben auf Holz, zum Beispiel auf Deckeln von Kisten und auf Koffern, die er auf Flohmärkten findet. Er mag es, alte Papiere einzuarbeiten – Liebesbriefe aus den 1940er-Jahren, Zeitschriften, Architektenpläne. Die Schrift oder ein Stempel schimmern dann auf den Gemälden durch. „Das ist echte Geschichte, und Struktur und Haptik der historischen Materialien sind sehr schön.“

Apropos: In seinem Atelier finden sich auch alte Landschaftsbilder, die vermutlich einmal kleinbürgerliche Wohnzimmer zierten. Mateo macht Neues daraus – er lässt ein haariges Monster im Gebirgssee baden oder auf einem romantischen Waldweg wandeln. Die Wirkung ist phänomenal.

Meistens fertigt Mateo Skizzen an, bevor er zur Farbe greift. Vieles wird wieder verworfen, ab und zu entdeckt er erst während des Zeichnens, was sich entwickelt. Er schöpft aber nicht nur aus sich selbst. Denn das normale Leben dürfe nicht zu kurz kommen: „Ich finde meine Inspiration in Büchern, beim Konzert, im Aquarium, auf Reisen, beim Treffen mit Freunden.“ Oder beim Schwangerenkurs. Dort wunderte sich Mateo über das Wort Gebärmutter – und zeichnete einen frohen Petz mit Baby auf dem Arm. Titel: „Der Bärmutter“.

Sein Sohn ist jetzt drei Jahre alt, und, wen wundert’s: Er greift regelmäßig zu Buntstiften. Der Vater staunt: „Das ist toll, was er macht. Das ist komplett frei. Dagegen sind meine Zeichnungen so kontrolliert und gerade.“

Es ist 13 Jahre her, dass der heute 45-Jährige nach Berlin kam, mit seiner deutschen Freundin, die er in Kalifornien kennengelernt hatte. Schon bald mietete er einen Stand auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz und traf den seelenverwandten Künstler Johan Potma, mit dem er fortan viele Projekte machte und macht. Beide entwickeln jedes Jahr einen Monster-Kalender – einige Exemplare sind noch zu haben. Sechs Motive der beiden sind als Puzzle erschienen.

Wer sich für eines seiner Gemälde interessiert: Die meisten kosten zwischen 1000 und 3000 Euro. Für einen DIN A4-Druck ist ein Fünfer, für einen DIN A3-Druck ein Zehner zu zahlen, die limitierten Kunstdrucke im Originalformat sind ab 170 Euro zu haben. Die „Skallywag Gallery“ ist in der Regel werktags von 14 bis 19 Uhr, am Wochenende von 12 bis 19 Uhr geöffnet. sus

Infos unter www.mateo-art.com und  0176 70 07 15 96.
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.