Neukölln zum Lesen
Mit Experten auf Entdeckungstour – Fünf Spaziergänge für Zugezogene und Alteingesessene

Nur die Hauswand-Dekoration erinnert noch an das Traditionsgeschäft "Koffer Panneck". | Foto: Schilp
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  • Nur die Hauswand-Dekoration erinnert noch an das Traditionsgeschäft "Koffer Panneck".
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In der Reihe „Berliner Spaziergänge“ ist gerade der zehnte Band erschienen. Er beschreibt Streifzüge durch den Norden Neuköllns, durch Britz, Rudow, die Gropiusstadt und Buckow.

Wo hat der Ritter der Blutwurst seinen Sitz? Warum wurde der Grundstein für die Gropiusstadt zweimal gelegt? Was ist heute im Haus des ehemaligen Rudower Kinos „Ru To Li“ untergebracht? Diese und viele Fragen mehr werden in dem schmalen, reich bebilderten Band beantwortet.

Herausgeber ist Hilmar Krüger, Vorsitzender des Neuköllner Heimatvereins. Er nimmt den Leser auch gleich mit auf die erste Tour durch Alt-Rixdorf. Krüger erinnert an verschwundene Traditionsgeschäfte wie Koffer Panneck und die Bickhardt’sche Buchhandlung, wandert zu Thomashöhe und Körnerpark, macht eine Schleife über den Richardplatz und das Böhmische Dorf, um in Neuköllns Kulturviertel zu enden - mit Heimathafen, Puppentheater-Museum, Oper & Co. Unterwegs weiß er viel aus der Historie Rixdorfs zu erzählen.

Plötzlich Treptow

Auf dem zweiten Spaziergang führt Krüger ins alte Britz, einst von vielen wegen der berühmten Gärtnereien „Rosenbritz“ genannt. So lagen auch die Späth’schen Baumschulen auf Britzer Grund und Boden, bis es 1938 zu einem Gebietsaustausch mit Treptow kam.

Die ersten Stationen sind das alte Krankenhaus, heute Bürger- und Standesamt, und der Hindutempel. Dann geht es zur Fulhamer Allee, vorbei an den Resten der Gaststätte Gletscher. Die Wanderer erfahren etwas über die Rias-Sendemasten, bevor sie das Herz von Britz besichtigen: die Dorfkirche am Teich, die alte Schule, das Pfarrhaus und natürlich das Schloss Britz mit Gutshof und Park. Den Abschluss bildet ein Besuch der Hufeisensiedlung, seit 2008 Unesco-Kulturerbe.

Nun übergibt Krüger den Staffelstab an Hobbyhistoriker Hans-Georg Miethke und Jutta Kendzia vom Rudower Heimatverein. Sie flanieren durch den Ortskern von Rudow. Auf dem Rundgang lernen die Wanderer die Alte Dorfschule, den Dorfkrug, die Dorfkirche und den Friedhof kennen.

Sie besichtigen die letzten Spuren des Jagdschlosses, in dem die „Weiße Frau“ ihr Unwesen treiben soll, und erfahren etwas über den Gutshof, der längst einem Neubau gewichen ist. Nichts erinnert mehr daran, dass Kaiser Wilhelm II. hier jährlich zur Jagd auf Rebhühner weilte. Interessant ist auch die Historie der modernen St.-Joseph-Kirche, wo einmal ein Kloster stand. Heute erinnert daran nur noch der Name der ältesten Apotheke Rudow.

Mit dem Bus zum Milchhof

Zum Abschluss geben die Autoren Tipps für Spazierfahrten mit dem Bus: ins Industriegebiet an der Kanalstraße, zum Milchhof Mendler, zur Rudower Höhe, zum Dörferblick und zum Fließ.

Für den Spaziergang durch die Gropiusstadt macht Hans-Georg Miethke erst einmal mit der Geschichte der Großsiedlung vertraut, die ursprünglich gar nicht so groß werden sollte. Er stellt viele markante Bauwerke vor – wie das Idealhochhaus, das höchste Wohngebäude Berlins, das halbrunde Gropiushaus oder die Gebäudezwillinge Jorinde und Joringel.

Die Wanderer erfahren auch Dinge über die Gropiusstadt, die einige überraschen mögen. Sie durchstreifen das Vogelwäldchen, besichtigen „Käthes Garten“, machen einen Abstecher zur Jungfernmühle und schauen sich Kunstwerke im öffentlichen Raum an.

Das letzte Kapitel hat niemand Geringerer als Bodo Manegold verfasst, langjähriger Neuköllner Stadtrat, Bürgermeister von 1995 bis 2001 und Laienprediger in der Dorfkirche Buckow. Da wundert es nicht, dass er „seinem“ Gotteshaus große Aufmerksamkeit zollt. Aber auch über viele andere Gebäude, Personen und Geschehnisse in Alt-Buckow weiß er detailreich zu berichten. Die Palette reicht vom königlichen Wildmeister Hugo Luther, über die drei historischen Schulhäuser bis zu einem heiß begehrten Ödstreifen.

Schon über den Ausgangspunkt des Spaziergangs, die Bushaltestelle Alt-Buckow, kann er Interessantes zu erzählen. Diese Station wurde nämlich bereits am 12. Juni 1913 vor dem damaligen Loeperschen Gasthaus eröffnet. An diesem Tag feierten die Buckower die Verlängerung der Straßenbahn 27, die fortan nicht mehr in Britz, sondern in ihrem Dorf endete.

Berliner Spaziergänge: „Neukölln mit Britz, Buckow und Rudow“, Herausgeber Hilmar Krüger, Elsengold-Verlag, 66 Seiten. ISBN 978-3-96201-046-1, 5 Euro.

Nur die Hauswand-Dekoration erinnert noch an das Traditionsgeschäft "Koffer Panneck". | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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