Kleingärtner laden zum Herbstmarkt ein
Mit Nachbarn plaudern, Leckeres kaufen, genießen und dabei etwas für den guten Zweck tun
Der Reuterkiez zählt zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der ganzen Stadt. Doch mittendrin gibt es eine Oase, in der es grünt und blüht: die Kolonie Freie Stunde in der Pannierstraße 47. Am Sonnabend, 9. September, von 11 bis 17 Uhr laden die Kleingärtner dort zum Herbstmarkt ein.
Vor dem Gelände wird es Stände mit Obst, Gemüse, Blumensträußen, Setzlingen und anderen Kleinigkeit geben – alles frisch von den 38 Parzellen der Anlage. Die Besucher können Kaffee und Kuchen genießen ebenso wie Waffeln und herzhafte vegetarische und vegane Sandwiches. Auf Wegwerfgeschirr wird dabei übrigens komplett verzichtet.
Wie schon in den Vorjahren stehen Mitmachaktionen auf dem Programm und eine Tombola, bei der jedes Los gewinnt. Die Erlöse gehen an einen guten Zweck, dieses Mal an ein Wohnungslosen-Projekt in der Nachbarschaft und an die Tafel. „Vergangenes Jahr haben wir über 1200 Euro eingenommen, das war Rekord“, so Ina Schülldorf-Thiele.
"Kleine demokratische Gesellschaft"
Sie ist Mitorganisatorin des Festes und hat seit 20 Jahren ihren Garten in der Freien Stunde. Der Kontakt untereinander sei gut. „Wir sind eine ziemlich nette kleine demokratische Gesellschaft“, sagt sie. Es könne gut über Dinge gesprochen werden, selbst wenn die Auffassungen mal unterschiedlich seien, zum Beispiel bei der Frage, was gegen Ratten unternommen werden sollte. Auch die Verantwortung ruht auf mehreren Schultern, eine kleine Gruppe teilt sich die Aufgaben, die regelmäßig anfallen.
Bei einem Streifzug durch die Kolonie zeigt sich, dass viele Kolonisten ihre Pflanzen angenehm wild wuchern lassen und abgezirkelte Rasenflächen die Ausnahme sind. „Aber natürlich gibt es auch bei uns Regeln“, sagt Schülldorf-Thiele. So muss jeder einen Komposthaufen haben, es wird torffrei, naturgerecht und wassersparend gegärtnert. Und selbstverständlich baut jeder Essbares auf seinem Grundstück an.
Die Truppe bildet sich auch weiter, lädt dazu regelmäßig Experten ein, die über klimagerechten Anbau informieren oder über den richtigen Baumschnitt. Fast alle, die dort eine Parzelle haben, wohnen in der Nachbarschaft und wissen ihr kleines Stück Natur mitten im trubeligen Kiez sehr zu schätzen. Und nicht nur sie. „Sehr viele haben Freunde oder Bekannte, mit denen sie ihren Garten teilen“, weiß Ina Schülldorf-Thiele.
Auch wenn der Markt auf dem Gehweg vor der Anlage stattfindet, dürfen die Gäste sich in der Kolonie umschauen, Blicke über die Gartenzäune werfen oder sich auf der Bank am Bienenhotel an den Blumen erfreuen. Nach Ende der Veranstaltung bleibt Sichtbares zurück: Die Besucher sind nämlich aufgefordert, ihre Vorschläge für ein gutes Zusammenleben auf Pappen zu schreiben. Und die sollen ein paar Wochen am Gartenzaun hängen bleiben.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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