Bürgerbeteiligung gestartet
Neuer Straßenname gesucht: "Wissmann" soll aus dem Bezirk verschwinden

Mitmachen können Einwohner und Initiativen aus dem ganzen Bezirk: Die Wissmannstraße soll einen neuen Namen bekommen. Bis zum 26. Juli werden Vorschläge gesammelt. Dann trifft eine Jury eine Vorauswahl.

Wissmann soll nicht mehr posthum geehrt werden. Das beschlossen die Bezirksverordneten im Sommer 2019. Vorausgegangen waren ungezählte Diskussionen, vor allem die Grünen hatten immer wieder eine Umbenennung gefordert. Denn Herrmann von Wissmann (1853–1905) gilt als grausamer Kolonialist. Er war Reichskommissar und Gouverneur in Deutsch-Ostafrika – das sind heute Tansania, Burundi, Ruanda und kleine Teile Mosambiks. Seine Kriegsführung gegen die afrikanische Bevölkerung bezeichneten selbst andere Offiziere als barbarisch.

Die Wissmannstraße verläuft zwischen Hasenheide und Karlsgartenstraße, an ihr liegen knapp 40 Häuser. Alle Haushalte sind per Wurfsendung über den Beginn und Ablauf des Beteiligungsverfahrens informiert worden. Die Flyer gibt es auch im Haus der Bildung, Boddinstraße 34. Möglich ist aber auch eine direkte Online-Teilnahme unter www.berlin.de/ba-neukoelln/umbenennung-wissmannstrasse.

Frauen vor

Folgendes ist bei den Vorschlägen zu beachten: Eine Straße kann grundsätzlich nur nach einer verstorbenen Person benannt werden. Es darf keinen gleichlautenden Straßennamen in Berlin geben. Vorzugsweise sollte eine Frau Pate stehen – schließlich gibt es ein sehr starkes Übergewicht an „männlichen“ Straßen in der Stadt.

Gut wäre es, wenn die Person in Neukölln gelebt oder gewirkt hätte. Ebenfalls möglich ist es, den Namen eines Menschen vorzuschlagen, der für Widerstand gegen Kolonialmächte oder für Engagement gegen rassistische Strukturen steht. Fast überflüssig zu erwähnen: Der Name darf dem Ansehen des Bezirks nicht schaden. Personen die an Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder der Beseitigung demokratischer Strukturen beteiligt waren, werden nicht berücksichtigt.

Aus allen Einsendungen wählt eine Jury Namen aus und präsentiert sie der Bezirksverordnetenversammlung zu Abstimmung. Diese Jury besteht aus Experten, Vertretern der Zivilgesellschaft und einem Anwohner aus der Wissmannstraße. Sollten keine Namen eingereicht werden, die den Vorgaben entsprechen, erarbeitet die Jury eigene Vorschläge.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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