"Imma det laute Jesinge"
Opernsänger feiern Premiere von "Ben und Henry"
Eine ganz besondere Uraufführung fand am 7. November in der Regenbogen-Grundschule, Morusstraße 32, statt: Eine Mini-Oper mit Bär und Hahn. Die beiden Sänger, die die Kinder unterhielten, sind echte Profis. Normalerweise verdienen sie sich ihre Brötchen an der Komischen Oper.
Ben ist ein Vollblutberliner, Berliner Bär in dritter Generation, wie er den Mädchen und Jungen stolz nach dem Aufwachen verkündet. Sein Tagesablauf ist gemütlich: Zum Frühstück eine Honigschrippe, danach ein kleines Schläfchen, dann vielleicht gegen Mittag mit der S-Bahn zum Himbeerhof, abends eine Honigstulle, zwischendurch ein kleines Tänzchen.
Das alles erzählt Bären-Darsteller Jens Larsen den Kindern, und natürlich singt er auch – mit Berliner Akzent. Als sein kräftiger Bass zum ersten Mal durch die kleine Aula schallt, zucken einige Kinder vor Schreck zusammen, aber da haben sie den großen Kerl schon ins Herz geschlossen.
Wem gehört der Kiez?
Alles könnte so schön friedlich sein, doch dann stürmt der chaotische Hahn Henry – gespielt von der Sopranistin Mirka Wagner – die Szene: schrill, laut, quirlig. Als der bunte Vogel seine Seifenblasenmaschine in Gang setzt, sind die Kinder, die vorher brav hinter einer weißen Linie gesessen haben, nicht mehr zu halten: Sie springen auf, tanzen und toben – und das dürfen sie auch.
Doch schnell kommt es zum Konflikt: Neu-Berliner Henry will bleiben, Ben möchte seine Ruhe. „Aba ick lebe hier! Hier ist nur Platz für mich“, singt der eigenbrötlerische Bär. Nun wird es spannend. Finden Bär und Hahn eine Lösung?
Die Kinder haben Ratschläge parat: Es sei doch genug Platz für alle beide da, sagt ein Mädchen. „Ja, aba wer weeß, wie er so is, imma det laute Jesinge“, kontert Ben. „Du kannst ihm ja sagen, dass er ruhiger sein soll“, antwortet ein anderes Kind. „Außerdem muss er doch auch mal schlafen“, wirft ein drittes ein.
Friedlich zusammen leben
Wie können und wollen wir zusammenleben, obwohl wir so unterschiedlich sind? Darum geht es in dem 45-minütigen Stück. Es ist die neuste Produktion des „Operndolmus für Kinder“ der Komischen Oper – benannt nach den türkischen Sammeltaxis–, die es seit vier Jahren gibt. Zwei Sänger und drei Instrumentalisten, ein Kontrabassist, ein Klarinettist und ein Bajan-Spieler fahren mit ihren Geschichten an Orte, an denen viele Kulturen zusammentreffen und bringen den Kindern ihre Botschaft und Musik näher.
Zum Schluss des Besuchs durften die Regenbogen-Schüler Fragen an die Mitwirkenden stellen. Eine Sache interessierte sie ganz besonders: Kann Hahn Henry mit seiner hellen Stimme ein Glas zum Zerspringen bringen und wenn nein, warum nicht? Und wie funktioniert das überhaupt? Hier waren die Opernsänger und ihre Begleiter ein wenig überfordert, auf dieses Thema hatten sie sich nicht vorbereitet. Das nächste Mal – es war ja schließlich erst die Premierenvorstellung.
Schulen, die an einer Aufführung von „Ben und Henry“ interessiert sind, können sich unter selamopera@komische-oper-berlin.de informieren. Dank Sponsoren sind die Aufführungen für sie kostenfrei.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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