Eine Schule sucht ihre Geschichte
Schüler des Albrecht-Dürer-Gymnasiums suchen Ehemalige, aber auch Fotos und Dokumente
Je konkreter, desto besser: Unter diesem Motto steht das neue Projekt der Albrecht-Dürer-Oberschule (ADO). Gesucht werden Ehemalige, die das Gymnasium in der Emser Straße 133 in den 1970er-Jahren bis heute besucht haben. Sie sollen ihre Geschichten erzählen und so helfen, Lücken in der Geschichte der Schule zu schließen und das Archiv zu vervollständigen.
Geschichtslehrer Lorenz Völker leitet das Ganze. Er hofft, dass sich möglichst viele frühere Abiturienten melden. Sie werden dann von Schülerinnen und Schülern der neunten und zehnten Klassen interviewt. Andere Jugendliche sollen Texte zu bestimmten Themen wie zum Beispiel Klassenfahrten verfassen und sich dabei auf Angaben von Zeitzeugen stützen. Das Ganze wird aufgeschrieben und als Buch veröffentlicht. Außerdem finden die Materialien Eingang ins Schularchiv, das erst in den vergangenen Jahren aufgebaut worden ist.
Willkommen sind nicht nur Erlebtes und Erinnertes, sondern auch Bilder, Zeugnisse, Videos von Veranstaltungen und, und, und. Außerdem sollen Fotos von den Zeitzeugen gemacht und neben Aufnahmen aus ihrer Schulzeit gestellt werden. Völker hofft auf eine große Bandbreite an Themen und auch darauf, dass einige Ehemaligen erzählen können, wie an der ADO mit der großen Geschichte umgangen wurde. Als Beispiele nennt er den „heißen Herbst“ 1977, der durch die Anschläge der RAF-Terrorristen geprägt wurde, aber auch die Proteste rund um die Volkszählung 1987, Mauerfall und Wende, oder den 11. September 2001, als die Bilder der brennenden Zwillingstürme des World Trade Centers in New York die Welt erschütterten.
„Ich finde es besser, Geschichte von der Quelle her zu erforschen, als damit anzufangen, darüber zu lesen“, sagt Völker. Bereits 2016 konnte das Buch „Gesichter der ADO“ veröffentlicht werden, in dem Ehemalige der Abiturjahrgänge 1949 bis 1972 erzählten. Darunter auch Personen, die später in die Politik gingen, zum Beispiel Frank Bielka, Neuköllner Ex-Bürgermeister, oder der SPD-Politiker Ditmar Staffelt. Der hielt damals übrigens eine Abi-Rede, die die Lehrer veranlasste, die Aula zu verlassen und Staffelt Hausverbot einbrachte. „Aus heutiger Sicht hat er ganz harmlose Dinge gesagt, zum Beispiel forderte er mehr Informationen darüber, wie sich die Zensuren zusammensetzen“, so Völker. Aber in der ADO sei es 1969 eben noch sehr konservativ und verknöchert zugegangen.
Auch an der eigenen Geschichte gab es offenbar nicht viel Interesse, viele Unterlagen und Zeitdokumente habe die Schulleitung damals einfach weggeworfen, so Völker. Erst Lehrer Ekkehard Meier begann im Jahre 1983 damit zu forschen und konzentrierte sich dabei vor allem auf den Zeitraum von der Schulgründung 1899 bis zur Nachkriegszeit. Nun soll Licht in das jüngste Kapitel der Schulgeschichte gebracht werden. „Geschichten aus der ADO“ soll das neue Buch heißen.
Wer etwas dazu beitragen möchte, melde sich bei Lorenz Völker per E-Mail an l.voelker@adoschule.de, telefonisch unter Tel. 33 85 69 29 beziehungsweise im Schulsekretariat unter Tel. 221 99 43 10.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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