Uneitel, wenig Respekt und auf Augenhöhe: Online-Zeitung „neukoellner.net“ gewinnt Grimme Online Award

TV-Moderator und Laudator Tobi Schlegl (von links) mit Mitgliedern der Redaktion: Anne Stephanie Wildermann, Dominik Sindern, Max Büch, Sabrina Markutzyk, Fabian Friedmann, Regina Lechner und Cara Wuchold. | Foto: Jens Becker/Grimme-Institut
  • TV-Moderator und Laudator Tobi Schlegl (von links) mit Mitgliedern der Redaktion: Anne Stephanie Wildermann, Dominik Sindern, Max Büch, Sabrina Markutzyk, Fabian Friedmann, Regina Lechner und Cara Wuchold.
  • Foto: Jens Becker/Grimme-Institut
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. „Unsere Freude war einfach riesig. Wir sind völlig ausgeflippt und immer noch überwältigt. Erst allmählich kommen wir wieder in den Alltag zurück“, sagt Sabrina Markutzyk. Sie ist die stellvertretende Chefredakteurin von "neu-koellner.net". Die Online-Zeitung hat gerade den renommierten Grimme Online Award bekommen.

Mit dem Preis werden seit 2001 bundesweit Online-Angebote in den vier Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezial ausgezeichnet. Aus fast 1.400 Vorschlägen wurde neukoellner.net mit acht Mitbewerbern in der Kategorie Information für den Preis nominiert – und ging mit zwei weiteren als Sieger hervor.

Großes Lob erhielt die an der Schillerpromenade 31 ansässige Redaktion von der Jury. Ihr Zeitung sei „uneitel“ und zeige „wenig Respekt“. „Es steht einfach mitten im Leben – Attribute, die nicht jedes journalistisches Angebot vorweisen kann. Die Journalisten bleiben auf Augenhöhe mit den Bewohnern des Viertels, begleiten die Gentrifizierung kritisch und fair zugleich.“ Auch die inhaltliche Vielfalt und die „zahlreichen vitalen Formate“ der Beiträge werden positiv hervorgehoben.Die Anbindung an sozialen Medien wie Facebook und Twitter und der dortige Austausch mit der Community erwecke die Inhalte zum Leben. "Ein Graswurzeljournalismus, von dem andere sonst nur reden“, so die Jury.

Entstanden ist die lokale Online-Zeitung vor fünf Jahren aus einem Projekt an der Universität der Künste. Die heutige Chefredakteurin Regina Lechner und einige Kommilitonen stellten im Jahr 2010 erste Beiträge ins Internet. „Wir hatten Lust zu schreiben und wollten eine Plattform“, erinnert sie sich. Weiterer Anreiz für die Studenten, die allesamt als Zugezogene in Neukölln wohnten: „Das Bild in den Medien passte nicht zu unserem Lebensgefühl. Wir wollten die andere Seite Neuköllns zeigen“, erzählt Sabrina Markutzyk. Anfangs trafen sich die jungen Leute unregelmäßig in Cafés, Bars oder Projekträumen. Erst vor einem Jahr fand der damalige Chefredakteur und heutige Geschäftsführer Max Büch einen Platz für die Redaktionsarbeit an der Schillerpromenade.

Während der Fokus der Beiträge anfangs auf Kultur lag, beschäftigt sich das neunköpfige Kernteam – mittlerweile allesamt freie Mitarbeiter in verschiedenen Mediensparten – jetzt mehr mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Die Grimme-Jury hat die Mischung überzeugt. Zu den Gratulanten gehört auch Neuköllns Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD): „Ich bin begeistert, dass sich neukoellner.net im bundesweiten Wettbewerb mit der Qualität seiner News und Storys aus Neukölln durchgesetzt hat.“
Die Zeitungsmacher erhoffen sich von dem Preis vor allem mehr Popularität und damit auch Partner, die das Projekt finanziell unterstützen. Denn bisher arbeiten hier alle rein ehrenamtlich und sind auf Spenden von Lesern angewiesen. Sabrina Markutzyk: „Wir suchen immer Sponsoren, damit wir weitermachen können.“

Wer interessiert ist kann sich melden bei www.neukoellner.net.

SB

Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 272× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 908× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 251× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.