Verliebt in Neukölln: Reinhold Steinle zeigt seit zehn Jahren den Bezirk
Die rote Gerbera ist zum Markenzeichen für den Stadtführer Reinhold Steinle geworden. Seit 10 Jahren begleitet er Touristen und Einheimische mit Witz und Charme durch den Bezirk.
Vor 20 Jahren kam er aus dem Schwabenland nach Berlin. Im Kreis Heilbronn in der Nähe von Stuttgart ging er zur Schule und entdeckte schon früh, dass er im Herzen eigentlich ein Berliner ist. So zog er in die Hauptstadt. „Heute bin ich mit ganzer Seele ein Berliner“, sagt er. Und vor allem bekennender Neuköllner.
„Ich habe zunächst am Ostkreuz gearbeitet“, erzählt Steinle. „Aber meine erste Wohnung bekam ich in Neukölln in der Nähe des Heimathafens.“ Das lag natürlich auch daran, dass damals die Mieten sehr günstig waren und kaum jemand nach Neukölln ziehen wollte. Doch Steinle interessierte sich für die Umgebung. Immer wenn er durch die Straßen lief, entdeckte er interessante Häuser oder Straßennamen und wollte die Historie dazu kennenlernen. „Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert“, sagt er. „Es war schon in der Schule eines meiner Lieblingsfächer.“
Dazu kommt eine Erinnerung aus Kindheitstagen. „Zu uns nach Hause kam immer ein älterer Mann, der erzählte so kleine Geschichten aus dem Ort und über die Menschen, die dort lebten.“ Das fand er interessant, und das hat ihn beeinflusst. So wollte er in Neukölln wissen, wer die Menschen waren, die sich auf den Straßenschildern widerspiegeln. Er ging ins Heimatmuseum, in Bibliotheken und Archive und fand viele Details aus der Vergangenheit. Schließlich entstand die Idee, das Wissen an andere Menschen weiterzugeben. Vor zehn Jahren hat mich eine Mitarbeiterin der Aktion 84 Stunden Neukölln angesprochen, ob ich nicht einmal eine Führung machen möchte. Aus der einmaligen Exkursion sind inzwischen über 1000 Stadtführungen geworden. Steinle führt durch die Kieze und steigt mit den Besuchern auf den Turm des Neuköllner Rathauses.
„Ich laufe immer noch mit offenen Augen durch die Kieze und entdecke immer wieder neue Geschichten aus der Geschichte.“ Inzwischen sind es sieben Touren, die er anbietet. Seine Lieblingstouren führen ihn durch den Schillerkiez oder durch das Rollbergviertel. Eine Stadtführung geht durch den Ortsteil Britz. Vor allem freut sich Steinle darüber, dass inzwischen viele junge Leute zu seinen Führungen kommen, „die in den vergangenen Jahren nach Neukölln gezogen sind und nun mehr über ihren Wohnort erfahren möchten.“ Aber sie kommen auch aus anderen Bezirken und aus dem ganzen Bundesgebiet. „Es gibt inzwischen auch viele ältere Menschen, die mir von ihren ganz persönlichen Erinnerungen erzählen oder per E-mail schreiben.“ Diese kleinen Episoden baut er dann gerne in seine Führungen ein.
Die nächste Führung geht am Sonnabend, 10. Februar, rund um den Richardplatz. Sie beginnt um 14 Uhr vor Dorfkirche, Richardplatz 22.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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