Wo der Rollkrug stand: Viele Reisende kehrten in dem Gasthaus ein
An der Ecke Hermann- und Karl-Marx-Straße steht heute ein imposantes Geschäfts- und Bürohaus. Auf den ersten Blick erinnert nichts daran, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handelt: Mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang kehrten dort Reisende und Rixdorfer in den Rollkrug ein.
Ein Gemälde von Wilhelm Barth aus dem Jahre 1834 zeigt das Gasthaus inmitten von Wiesen. In der Ferne grüßen einige Kirchtürme aus Berlin, das am heutigen Kottbusser Tor begann. Vor dem Haus kreuzen sich zwei Wege – schmal, aber von großer Bedeutung.
Über die Hasenheide und über die heutige Karl-Marx-Straße führte damals schon seit langer Zeit die Poststraße nach Cottbus. Im Jahr 1712 wurde dann die Poststraße Berlin-Mittenwalde-Dresden eröffnet. Sie folgte dem Kottbusser Damm und der Hermannstraße, die damals allerdings noch ganz schlicht „Straße nach Britz“ hieß.
Der Rollkrug lag also an einem früheren Verkehrsknotenpunkt, am Fuße der Rollberge, einem eiszeitlichen Höhenzug. Gebaut wurde er um 1737, aber es gab Vorläufer. Verbürgt ist, dass dort bereits seit dem 16. Jahrhundert ein Gasthaus stand, wo die Reisenden einkehren, sich erfrischen und ihre Pferde wechseln konnten.
Nachbarn gab es keine, lange Zeit stand der Rollkrug hier ganz allein. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ging es in der Umgebung mit dem Bauen los, und ab 1854 verkehrte die erste Pferdebuslinie über den angrenzenden Platz, der damals eigentlich nur eine breitere Straße war.
Es lag nahe, den Platz nach dem ältesten und bekanntesten Gebäude zu taufen, also „Platz am Rollkrug“. Erst 1885 erhielt er seinen heutigen Namen: Hermannplatz.
Im Jahre 1907 war die Wirtschaft dann längst von hohen Gebäuden umgeben und wirkte wie aus der Zeit gefallen. Sie wurde abgerissen und machte Platz für den neuen Bau, der heute unter Denkmalschutz steht.
Aber jeder, der genau hinschaut, findet schließlich doch etwas, das an die Historie erinnert: Über dem Portal an der Hermannstraße prangt ein gemauertes Emblem mit der Inschrift „Rollkrug“, darunter ein Mann, der ein Pferd füttert.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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