Bürgermeisterin Franziska Giffey und Desirée Nick bummeln über die Sonnenallee

Desirée Nick ließ sich von Ladenbesitzerin Nahla Souphia und ihrem Mann etwas über arabische Brautmode erzählen. | Foto: Schilp
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Bürgermeisterin Franziska Giffey empfing am 14. Februar prominenten Besuch: Die Schauspielerin, Entertainerin und frühere Dschungelkönigin Désirée Nick kam im Rathaus vorbei, besichtigte das Büro der Bezirkschefin und bummelte anschließend mit ihr über die Sonnenallee, Neuköllns arabische Meile.

Die „letzte lebende Diseuse“ (Eigenbezeichnung) brachte viel Sonnenschein mit. Ansonsten hätte sie den gut einstündigen Spaziergang kaum ohne Frostschäden ausgehalten. Barfuß in Ballerinas, mit Sonnenbrille und keckem Kopfschmuck verteilte sie Valentinsrosen, plauderte mit Passanten und gab ganz nebenbei zwei verblüfften Männern in der Erkstraße Tipps zur Bartpflege.

Unterwegs unterhielt sie sich mit der Bürgermeisterin auch über ernste Themen: Migration, Flüchtlinge, Theaterprojekte für Kinder, die Entwicklung im Kiez, das Nebeneinander von Hartz-IV-Empfängern und Hipstern, Armut und Gentrifizierung. Doch zwischendurch brach sich immer wieder ihr Temperament spontan Bahn. Schon beim ersten Hochzeitsmoden-Ausstatter in der Sonnenallee war sie so entzückt vom apricotfarbenen Prinzessinnenkleid in der Auslage, dass sie ins Geschäft marschierte und dem Betreiber-Ehepaar Löcher in den Bauch fragte. Hochzeit sei für sie – die „gestrandete, alleinstehende Dame“ – ja eher ein unglückliches Thema, witzelte sie. Der Laden sei jedoch wunderschön.

Auch dem benachbarten Juwelier Al-Hanan konnte sie nicht widerstehen. Bei den jungen Betreibern, Palästinensern aus Syrien, erkundigte sie sich nach Valentinsbräuchen in ihrer Heimat, nach ihrem Familienstand, der Anzahl der Kinder und – hier wie anderswo – auch nach der Rolle und den Rechten der Frauen. Baff war sie, als sie von den Palästinensern erfuhr, dass bei großen Festen rund 1000 Gäste geladen würden. „Ich habe noch nie mit Leuten gesprochen, die so eine große Verwandtschaft haben. Wenn ich meine ganze Familie einlade, sind wir zu dritt.“

Danach ging es zum Fleischer („Was genau ist ‚halal’?“) und zur Bäckerei Umkathum an der Sonnenallee 56, wo eingekehrt wurde. Bei Kaffee und Kuchen zog Nick eine erste Bilanz: Die Sonnenallee gefalle ihr, sagte sie. „Ein Schmelztiegel der Kulturen wie es sie in allen echten Metropolen gibt.“

Natürlich wisse sie, dass Neukölln viele soziale Probleme habe, aber sie wisse ebenfalls von den ganz anderen Seite des Bezirks und ärgere sich oft über die starken Klischees. „Es gibt doch auch Britz, Rudow, Buckow, Rixdorf oder den sensationellen Heimathafen, wie kommt es zu einer solch einseitigen Wahrnehmung?“, fragte sie. „Die Menschen reden eben immer lieber über Probleme“, antwortete Franziska Giffey.

Die Bürgermeisterin erntete von der oft scharfzüngigen Diva hohes Lob. „So eine Karriere in so jungen Jahren und das mit einem Buschkowsky im Nacken“, sagte sie mit Blick auf Giffeys berühmten Vorgänger. „Sie ist auf einem sehr guten Weg, ihre Mutter kann stolz auf sie sein.“ Das ist ihre eigene Mutter sicherlich auch, fragte Giffey. „Ach, ich höre immer: Kind, wie soll das nur mit dir weitergehen? Und das schon seit mehr als 50 Jahren“, so die Künstlerin.

Kennengelernt haben sich die beiden Frauen übrigens vor einigen Monaten, als sie Gast in der Talkshow „Schulz & Böhmermann“ waren. Franziska Giffey wurde damit angekündigt, dass ihr Job die „Olympiade der Scheißberufe“ anführe. Das wollte die Bürgermeisterin nicht auf sich sitzen lassen und lud Désirée Nick kurzerhand zum Vororttermin ein.

Auch ein Auftritt der Entertainerin im Bezirk steht an. Am Freitag, 2. März, um 19 Uhr kommt sie zu einer kabarettistischen Lesung mit Autogrammstunde in den Kulturstall, Alt-Britz 81. Sie wird Kostproben aus ihren Bestsellern bringen, auch aus ihrem jüngsten Werk „Säger und Rammler und andere Begegnungen mit der Männerwelt“. Eintrittskarten gibt es für 20, ermäßigt 18 Euro. Reservierungen unter 60 97 92 30.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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