Bier und Biologie
Cristal Peck, Brauerin aus dem Schillerkiez
Cristal Peck kommt aus Australien. Die studierte Biologin hat eine Leidenschaft für Bier. In Neukölln bringt sie beides zusammen. Wie, das hat sie der Berliner Woche erzählt.
In den vergangenen Jahren ist die Berliner Brauszene immer größer geworden. Craft Beer, handwerklich hergestellter Gerstensaft, gehört in vielen Bars, Clubs und Kneipen längst zum guten Ton. In Australien hat diese Entwicklung schon viel früher eingesetzt. Und Cristal Peck war mittendrin.
Schon seit 15 Jahren braut die Mikrobiologin selbst Bier, zunächst nur als Hobby. Neben ihrem Forschungsjob in Melbourne produzierte sie zu Hause in 20-Liter-Kesseln wilde Mischungen. Das hat sie auch fortgeführt, als sie in den Lehrerberuf gewechselt ist. Den ganzen Tag im Labor pipettieren, das war Peck auf Dauer zu langweilig. Routinen liegen ihr nicht, sie mag Kontakt mit Menschen, lächelt viel und herzlich.
Warum Peck nach Berlin kam? Es war Zeit für etwas Neues. Erst wohnte sie in Friedrichshain, arbeitete in Teilzeit im Bucher Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin. In ihrer Freizeit gab sie Braukurse. Ganz angekommen war sie damit aber noch nicht.
Mit dem "Lieblingsbraumeister" aufs Tempelhofer Feld
"An Neukölln mag ich den türkischen Einfluss. Ich habe in Melbourne in einem ähnlichen Viertel gelebt", sagt sie. Peck kocht gerne international. Sie genießt es, an einem Ort zu leben, wo sie frische Kräuter bekommt, wo es Spaß macht, in Supermärkten auf Stöbertour zu gehen. Eine besondere Bedeutung hat für sie das Tempelhofer Feld. Nahe an ihrer Wohnung im Schillerkiez ist es der ideale Erholungsort. Gerne nimmt Peck frisch gezapftes Bier aus der Eigenproduktion mit, wenn sie sich an Feierabenden oder Wochenenden dort mit Freunden trifft.
Alleine braut Peck heute nicht mehr, sondern gemeinsam mit ihrem Partner Richie Hodges, schon vor der Beziehung ihr "Lieblingsbiermeister in Deutschland". Über ihn ist sie auch zur Neuköllner Brauerei Berliner Berg an der Kopfstraße gekommen, wo sie heute am Rezept der hauseigenen Berliner Weiße tüftelt.
Weiße ohne Schuss, das ist eine Spezialität des Hauses. In Australien und den USA ist Sauerbier ein Trend. Die Deutschen aber waren bislang konservativ: Da jehört Sirup rin, Basta. Berliner Berg beweist das Gegenteil. Für die neue Kreation suchte die Brauerei 2017 jemanden mit guten Biologie-Kenntnissen, der die Feinabstimmung des Bieres mit Verständnis vorantreibt. Und Cristal Peck war zur Stelle.
Immer wieder Experimente
Dass sie daneben ihre Privatbrauerei nicht aufgegeben hat, versteht sich von selbst. Mit Partner Hodges zusammen hat Peck die Marke Parasite Produktions aus der Taufe gehoben. Alle paar Wochen brauen die beiden eine einzigartige Mischung, jedes Mal mit neuem Rezept. Wer also in den Genuss eines Parasite-Bieres kommt, hat ein klitzekleines Stück Geschichte erlebt.
"Mittlerweile kann ich alles kombinieren, was ich gerne tue: forschen, brauen und Zeit mit Richie verbringen", sagt Peck. Daran, dass Frauen in der Bierindustrie unterrepräsentiert sind, will sie etwas ändern. Deshalb engagiert sie sich im Netzwerk Pink Boots Society, innerhalb dessen sich Brauerinnen gegenseitig unterstützen.
Als Frau in der Männerdomäne
"Die Bierwerbung ist klassischerweise auf Männer ausgerichtet, das spricht viele Frauen nicht an", sagt Peck. Sie hofft, dass auch das Berliner Netzwerk so groß und einflussreich wird wie die Mutter aus den USA. Dort finden regelmäßig Trainingskurse und Vorträge statt, die den weiblichen Mitgliedern Brauwissen näherbringen. Diverse Bierunternehmen sponsern das Programm. Vielleicht gibt es ja auch in Berlin irgendwann ein Bier-Stipendium für Frauen?
Wer Cristal Pecks Bier im Kiez ausprobieren möchte, kommt von mittwochs bis sonnabends von 19 bis 1 Uhr ins Bergschloss, die an Berliner Berg angeschlossene Schänke. Bier von Parasite Produktions gibt es zum Beispiel in der Keith Bar, Schillerpromenade 2. Mehr Infos auf https://www.facebook.com/parasiteproduktions/.
Autor:Josephine Macfoy aus Schöneberg |
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