Was wäre gewesen, wenn ...?
Ella Lane lässt ihre Romanheldin die eigene Jugendliebe fortsetzen
Ein Liebesroman voller unerwarteter Wendungen: Die Rudowerin Ella Lane hat ihr erstes Buch mit dem Titel „Sternschnuppen über dem Meer“ veröffentlicht. Ein Teil der Geschichte beruht auf eigenen Erlebnissen, die beim Durchblättern eines alten Tagesbuches wieder lebendig wurden. Und dann geschah Erstaunliches.
Ella ist 14, als sie mit den Eltern an die portugiesische Algarve reist, nach Albufeira. Wie langweilig, denkt sie sich. Aber es kommt anders. Mit Freundinnen darf sie in die „Twist-Bar“ gehen und dort fällt er ihr gleich ins Auge: der 16-jährige Tiago. Er spricht englisch besser als sie, die beiden mögen sich. Schnell stellt er sie allen ganz selbstverständlich als seine Freundin vor.
Nach wenigen Tagen passiert es. „Endlich, mein erster Kuss. Zu Hause hat sich kein Junge für mich interessiert, vielleicht wegen meiner Zahnklammer. Tiago hat’s nicht gestört“, erinnert sich die heute 32-Jährige.
Einen Tag nach dem großen Erlebnis muss sie abreisen. Schluchzend sitzt sie im Flughafenbus. Es ist ihr peinlich, dass sie die Blicke aller Mitreisenden auf sich zieht. Aber sie kann nicht anders. Denn Träume von einer Zukunft mit Tiago verbieten sich. Wie sollte es auch anders sein? „Ich war sogar zu schüchtern, ihn nach seinem Nachnamen zu fragen“, so Ella.
Mit Vorname und Foto auf Spurensuche
Vor zwei Jahren dann kam ihr der Gedanke: Was wäre gewesen, wenn … ja, wenn die Liebesgeschichte eine Fortsetzung gefunden hätte, nach langer Unterbrechung? „Ich begann, Tiago zu suchen. Nur aus Neugier, schließlich bin ich schon lange vergeben“, erzählt sie. Sie hatte nichts in der Hand, außer dem Vornamen und einem Foto, das ihr Vater von ihr und dem jungen Portugiesen aufgenommen hatte. Das Internet machte es möglich: Sie fand ihn tatsächlich.
Erinnern konnte sich Tiago nicht an Ella, aber er war ihr gerne bei ihren Recherchen behilflich. Denn für die Rudowerin stand nun fest, dass sie die Geschichte literarisch weiterspinnen wollte. „Ich stellte ihm viele Fragen. Wie sieht es heute in Albufeira aus? Was hat sich verändert? Kann man dort zum Beispiel einen Döner essen?“ Ebenfalls per Internet stromerte sie durch die Straßen der Stadt, suchte Locations für ihren Roman. Der ist seit ein paar Wochen zu haben, vorerst nur als E-Book bei Amazon, bald aber auch in gedruckter Form.
Ihre 25-jährige Berliner Heldin Jojo steckt in einer Lebenskrise. Ihr Freund hat sie verlassen, auch der Job ist futsch. Sie besinnt sich auf ihre Jugendliebe Tiago, fährt nach Portugal, trifft ihn, zieht schließlich zu ihm. „Das Ende ist offen, im zweiten Band wird es weitergehen“, sagt Ella.
Buch im Selbstverlag veröffentlicht
Sie brachte ihr Buch als Selfpublisher, als Selbstherausgeberin, auf den Markt. Zuvor ließ sie das Manuskript von etlichen Außenstehenden lesen, um Feedback zu bekommen und kümmerte sich auch um ein Lektorat. Das alles sei eine spannende neue Welt, sagt sie. Inzwischen hat sie weit über 400 Exemplare verkauft, das kann sich sehen lassen. Auch die Bewertungen stellen sie zufrieden, obwohl sie auch immer für Negatives dankbar sei. „Kritikfähigkeit ist sehr wichtig.“
Ella Lane will mit „Sternschnuppen über dem Meer“ in erster Linie spannend unterhalten, doch nicht nur das: „Ich möchte Mut machen, neue Dinge zu wagen und sich nicht von Schicksalsschlägen unterkriegen zu lassen.“ Sie selbst beispielsweise hat nach schlimmen Erlebnissen Ängste entwickelt – vor Höhe, vor dem Fliegen. Das teilt Romanfigur Jojo mit ihr. „Trotzdem muss man sich trauen“, sagt Ella.
Das Schreiben packte sie früh. Schon als Kind bastelte sie mit ihrer Cousine kleine Zeitungen, als Teenager führte sie Tagebuch, fasste ihre Erlebnisse in Gedichte. „Meist ging es natürlich um Liebeskummer, manchmal ganz schön düster, eine Art Ventil.“ Später folgte eine lange Pause, sie machte eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation, wurde Mutter von zwei Töchtern. Doch ihr Bedürfnis zu formulieren holte sie ein. Sie fing wieder mit Gedichten an, mit Märchen, Kinder-, Weihnachts- und Ostergeschichten.
Ella Lane wollte immer besser werden, belegte Workshops und Seminare für kreatives Schreiben. Sie lernte, wie man Charaktere und Handlungsstränge entwickelt. Vor rund einem Jahr rief sie dann die Gruppe „Tintenklexxer“ ins Leben, die sich jeden zweiten Dienstag um 18.30 Uhr in der Alten Dorfschule Rudow trifft. Dort wird über Bücher gesprochen, Eigenes vorgelesen und Theorie vermittelt. „Wir machen Übungen vor Ort, schreiben Gedichte und Kurzgeschichten und es gibt auch Hausaufgaben.“ Neuzugänge sind gerne gesehen. „Aber sie sollten es schon ernst meinen und wirklich Interesse am Schreiben haben“, sagt Ella Lane.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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