Laufend den Ärmsten helfen
Feuerwehrmann Kai Eichler lief ein Jahr lang in voller Montur für einen guten Zweck

Marion Timm, Geschäftsführerin der Diakonie Simeon, Feuerwehrmann Sven Rather aus Erkner (links) und der Armutsbeauftragte Thomas de Vachroi (rechts) konnten Feuerwehrmann Kai Eichler in voller Montur vor der Tee- und Wärmestube in Empfang nehmen.  | Foto:  Ev. Kirchenkreis Neukölln
  • Marion Timm, Geschäftsführerin der Diakonie Simeon, Feuerwehrmann Sven Rather aus Erkner (links) und der Armutsbeauftragte Thomas de Vachroi (rechts) konnten Feuerwehrmann Kai Eichler in voller Montur vor der Tee- und Wärmestube in Empfang nehmen.
  • Foto: Ev. Kirchenkreis Neukölln
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Es war schon ambitioniert, was sich Kai Eichler, ein Feuerwehrmann vom Bodensee, da vorgenommen hat: Ein Jahr lang wollte er täglich mindestens eine Stunde laufen. Doch was auf den ersten Blick beachtlich, für trainierte Läufer aber wenig ambitioniert erscheinen mag, erweist sich als beachtenswerte Höchstleistung. Denn Kai Eichler lief in voller Schutzkleidung und mit Ausrüstung – also mit rund 35 Kilo. Die Aufmerksamkeit, die er sich dafür erhofft hatte, hat er auf jeden Fall bekommen.

Doch es ging dem durchtrainierten Feuerwehrmann bei seiner Aktion nicht um Beachtung oder Bewunderung für seine eigene Person. Sein Ziel war es vielmehr, die Aufmerksamkeit auf Not und Elend obdachloser beziehungsweise wohnungsloser Menschen zu lenken. Dass er nach grandiosen 1690 gelaufenen Kilometern mit Abstechern in die Manege des Circus Krone, nach Sylt oder auf ein Laufband vor der Bahnhofsmission Friedrichshafen als Endpunkt die Tee- und Wärmestube Neukölln ausgewählt hatte, darf durchaus als symbolisches i-Tüpfelchen seines Kraftaktes „Aktion 365x1“ gewertet werden. Wobei „365x1“ für ein Jahr lang täglich mindestens eine Stunde Laufen steht, im Durchschnitt 4,6 Kilometer.

Die Idee, die „Aktion 365x1“ in der Tee- und Wärmestube Neukölln der Wohnungsnotfallhilfe im Diakoniewerk Simeon zu beenden, entstand 2019 bei der Preisverleihung für soziales Engagement der Berliner Künstlerkneipe „Die kleine Philharmonie“. Damals wurde Kai Eichler für seinen über 450 Kilometer langen Protestlauf nach Berlin zur Unterstützung von Berliner Feuerwehrleuten ausgezeichnet. Dabei lernte Eichler den früheren Preisträger Thomas de Vachroi und dessen Arbeit in der Wohnungsnotfallhilfe kennen, was ihn in seinem Engagement für soziale Zwecke zusätzlich bestärkte.

„Tee- und Wärmestuben wie diese sind soziale Anlaufstellen, vor allem um zu reden und Kontakt zu haben – für mich persönlich ist das ein absolutes Grundbedürfnis. Daneben bekommen die Menschen hier Beratung. Orte wie diese sind wichtig für unsere Gesellschaft, in der Armut leider immer noch ein Tabuthema ist. Dabei kann jeder schnell selbst betroffen sein“, sagt Kai Eichler, der im Übrigen bereits mehrere Laufweltrekorde aufgestellt hat.

Obwohl Eichler mit seiner Aktion keine direkten Spenden für die Bedürftigen eingesammelt hat, wertet er sie doch als einen Erfolg. So habe ihm der irritierende Moment, einen Feuerwehrmann beim Laufen und offensichtlich nicht im Einsatz zu sehen, die Möglichkeit für zahlreiche Gespräche und Begegnungen gegeben. Diese konnte er dann immer wieder nutzten, um auf die Situation von obdachlosen Menschen hinzuweisen. Besonders die Wärmestube in Neukölln habe ihm dabei am Herzen gelegen: „Deshalb war es mir wichtig, die Aktion an diesem Ort zu beenden, der so viel für Menschen tut und der nicht genug Aufmerksamkeit bekommen kann. Wenn ich dadurch etwas zurückgeben kann, hat sich jeder Schritt im letzten Jahr gelohnt.“

Gelohnt hat es sich für die Tee- und Wärmestube aber nicht nur deshalb. „Gleich nach der Abschlussaktion kamen bereits Firmen und Privatpersonen auf uns zu, die die Tee- und Wärmestube mit Sach- und Geldleistungen unterstützen möchten“, erzählt Thomas de Vachroi, Armutsbeauftragter im Evangelischen Kirchenkreis Neukölln. So hat Edeka Ulrich bereits jetzt Lebensmittel und Konserven in die Tee- und Wärmestube gebracht. Die Firma BrauCo Rohr- und Umweltservice hat eine Spende von 500 Euro angekündigt, die sie Ende des Monats persönlich überbringen möchten. „Und sie werden sicher nicht die letzten sein“, ist sich Vachroi sicher.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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